Mein Schredder und ich

[Mych] Sowas wie das hier kann man in England als Identitäts- und/oder Adressnachweis benutzen, wenn man ein neues Konto eröffnen oder eine Wohnung mieten will:

20140611-proof-of-identity-before

… einen Brief von einer mehr oder weniger offiziellen Organisation (Bank, Stromversorger, Versicherung), der an einen adressiert ist. (Anmerkung zum Foto: die Lloyds-Bank gibt’s wirklich; Mr Baridon nicht, soweit ich weiß.)

So etwas wie unser deutscher Personalausweis steht den Leuten hier in England ja nicht zur Verfügung. (Das ist ein selbst gewähltes Schicksal. Es gab vor ein paar Jahren mal Bestrebungen, sowas einzuführen, aber die Idee war unter den Briten dermaßen unpopulär, dass die nächste Regierung sie als eine ihrer ersten parlamentarischen Entscheidungen sofort wieder einstampfte.)

Allerdings werden solche Nachweisdokumente nur in der obigen Form akzeptiert. Wenn man sie wie folgt vorlegt, kommt man damit nicht mehr durch:

20140611-proof-of-identity-shredded

Und da ich in der Tat nicht möchte, dass jemand in meinem Namen ein Konto oder eine Kreditkarte beantragt und meine hierzulande eh schon eher schwach untermauerte Kreditwürdigkeit zerstört, benötigte ich also ein Gerät, das wesentliche Anteile meines Papiermülls von der erst- in die zweitgenannte Form konvertiert: einen Schredder.

Die preisgünstigsten Modelle produzieren Papierstreifen, und zugegebenermaßen reicht das für fast alle praktischen Zwecke vollkommen aus, solange man den Text quer zur Schneidrichtung in das Gerät füttert. Die etwas besseren schnipseln die Streifen auch noch quer, und deren Qualität bemisst sich dann in den Quadratmillimetern bzw. der Anzahl der Konfetti, in die sie ein A4-Blatt zerlegen.

Ich habe eine Schwäche für (eine bestimmte Sorte von) Gadgets. Und während ein Schredder nicht unbedingt ganz oben auf meiner Liste stand, will ich wenigstens einen guten kaufen, wenn ich schon überhaupt einen brauche.

Die meisten der Modelle, die man bei Amazon so angeboten bekommt und die nicht nur Papierspaghetti von sich geben, erzeugen Schnipsel der Sicherheitsstufe 3 — ungefähr die Größe von Mini-Fusili (für „vertrauliches Schriftgut“). Bei mir steht jetzt einer mit Sicherheitsstufe 4 (für „geheimzuhaltendes Schriftgut“), dessen Erzeugnisse so aussehen wie das Häufchen oben. Damit auch wirklich niemand in unserer Recycling-Tonne wühlen und so feststellen kann, wie viel Geld ich bei iTunes lasse.

Und an einem der nächsten Tage werden mein Schredder und ich uns mit dem Stapel Werkstattrechnungen befassen, den ich ich jüngst aus meinem Handschuhfach geholt habe, und die bis zur Jahrtausendwende zurück reichen. Das wird ein Fest …

Mein Schredder und ich

7 Gedanken zu „Mein Schredder und ich

  1. fifi schreibt:

    Hey Onkelchen,
    ich liebe shreddern.
    Kannste bis zu unserem Besuch noch warten die alten Reparatur-Rechnungen zu Konfetti zu verarbeiten. Sind doch nur noch 6 Wochen und da die doch eh aus dem letzten Jahrtausend sind ist es doch nun auch egal, ob Du es nächste Woche oder ich in 6 Wochen shreddere…

    Alles liebe Deine Magda

    PS: Wenn Du einen Nachweis über meine Qualitäten benötigst, fordere bitte einen bei Burschi an ;O)

  2. Maiky schreibt:

    Wieder mal toll geschrieben und dann gleich noch so ein bedeutendes Thema. 🙂 Verrätst du uns was dieses Wunderding der Technik gekostet hat? Ich habe große Probleme damit unsere Büros in der Firma mit Schreddern (der bei uns geforderten Sicherheitsstufe) auszurüsten, ohne gleich einen großen Teil des Jahresbudgets dafür zu verbraten.

    1. [Mych] Ich hab meinen Schredder von einem englischen, dedizierten Schredder-Online-Shop namens Shreddingmachines.co.uk für £109 (umgerechnet knapp 140€) bekommen. (Dieser Shop hat eine fantastische parametrische Schredder-Suche.)

      Außerhalb dieser Website habe ich dieses Modell unter dem Namen „New United ST-6M“ gefunden — das steht so auch auf dem Gehäuse. Offenbar ein China-Produkt, macht aber einen wertigen Eindruck und funktioniert bis jetzt tadellos. Einen Auffangbehälter voll Schnipsel habe ich schon produziert — es wären mehr, aber für die Vernichtung meiner alten Werkstattrechnungen warte ich ja auf Profi-Unterstützung von extern. 😉

      Ach ja: Er hat eine coole blaue Innenbeleuchtung im Auffangbehälter, die durchs Fenster leuchtet, während man Papier durchlässt. Das ist tatsächlich eines der vier oder fünf hervorgehobenen Features auf den Marketing-Materialien. 😛

  3. Sascha schreibt:

    Hallo Ihr,

    vor ein paar Tagen habe ich mein Geocachingprofil besucht und festgestellt, dass ihr eure Homezone geändert habt. Coventry, aha, sowas. Gestern war Sten bei mir und gab mir den Link zu eurem Blog. Den habe ich nun nach und nach durchgelesen und muss sagen, es könnten mehr Einträge sein ;-). Die vorhandenen Einträge aber haben eine hohe Qualität, insbesondere die von Michael (sorry Judith). Ich bin mir nicht sicher, ob deine Berufswahl richtig war.
    Es freut mich, dass ihr 4,5 Jahre Fernbeziehung hinter euch lassen konntet.

    Gruß,

    Sascha

  4. [Maus]
    Hey Sascha,
    ich finde die Qualitaet von Michaels Beitraegen auch besser. Er zwingt mich aber, auch zu schreiben. Vielleicht kann ich Michael ja ueberzeugen mal ein Buch zu schreiben. 😉

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