Skyewalkers: A Thousand Miles

[Mych] Anderthalb tausend Meilen, um etwas genauer zu sein. Wir haben den größeren Teil unserer Insel befahren (die Wegpunktsymbole haben Tooltips, und Draufklicken führt zum entsprechenden Artikel in unserem Blog):

Map

Wir haben es nicht bis ganz in den Norden geschafft; dort, wo die sturmumtosten Klippen in Richtung Island zeigen, oder noch nördlicher zu den Orkney-Inseln oder den Shetland-Inseln, die schon so weit draußen sind, dass sie ihre lokale Hauptinsel als Festland bezeichnen. Irgendwann kommen wir wieder; vielleicht nicht mit dem eigenen Auto von wo auch immer wir dann gelandet sein mögen, aber das Land da oben ist einfach zu wild und schön und abgeschlagen vom Rest der Welt, um nicht dorthin zurück zu wollen.

Unsere gesammelten Mitbringsel von unserem Road Trip (die Gegenstände haben Tooltips, und Draufklicken führt zu mehr Informationen über das jeweilige Ding):

Skyewalkers: A Thousand Miles

Skyewalkers: York

[Maus] Unser letzter Urlaubstag. Wir beginnen ihn mit strahlendem Sonnenschein in Saltburn-by-the-Sea und brechen auf zu unserem letzten Ziel – Jórvik (Pferdebucht). Die ursprünglich im Jahre 71 nach Christi Geburt in der Römerzeit gegründete Stadt hieß eigentlich Eboracum. Doch nachdem die Wikinger die Gegend besiedelten, wurde die Stadt in Jórvik umbenannt: das heutige York.

In York gibt es viel zu sehen, und man braucht sicher mehr Zeit als ein paar Stunden, um es in Gänze gesehen zu haben. Wir beginnen mit The Shambles, einer alten Straße mit Gebäuden, die in den oberen Etagen in die Straße hineinragen. Einige Gebäude sind noch aus dem 14. Jahrhundert. Kleine Geschäfte mit Krimskrams, Tee, Fudge und Spielzeug laden zum Bummeln und Verweilen ein. Außerdem entdecken wir in der Nähe des York Minster einen Vom Fass-Laden.

Wir ergründen die Geschichte Yorks im Jórvik Viking Centre. An der Stelle, an der das Museum heute steht, hat man Ende der Siebziger Jahre bei Ausgrabungen Überreste der Wikingerstadt gefunden – darunter drei sehr gut erhaltene Skelette, Münzen und dazu passende Münzprägestempel und auch, als eine Besonderheit, ein vollständig erhaltener Koprolith. Dieser, auf deutsch Kotstein genannte, Koprolith gab den Archäologen Aufschluss über die Nahrung zu dieser Zeit und brachte außerdem jede Menge Würmer zu Tage, unter denen die Menschen dieser Zeit arg zu leiden hatten.

Die Ausstellung beginnt über einer Replik der Ausgrabungsstelle. Wir laufen über einen Glasboden und können die Überrese von zwei Häusern betrachten. Es geht weiter mit einer Fahrt in einer Gondel durch das historische Jórvik. Man hat dort Szenen aufgebaut und über Lautsprecher wird erklärt, was man sieht. Ich nehme außerdem unterschiedlichste Gerüche war.

Jede Menge Ausgrabungsfunde sind ausgestellt, aber ich finde, das Highlight sind die als Wikinger verkleideten Museumsmitarbeiter, die sehr detailliert den Alltag als Wikinger erklären und an Ausstellungsstücken demonstrieren, wie es wohl damals gewesen sein muss. Ein Schlückchen Met und ein Happen Stockfisch bringt uns die Geschichte Jórviks gleich noch ein wenig näher.

Michael probiert auch eine Interpretation eines Wikingerhelmes an – es gibt nur sehr wenige Fundstücke, und keines dieser Fundstücke hat Hörner. Zum Schluss lasse ich mir noch eine Zinnmünze prägen; mit den Repliken der beiden vor Ort gefundenen Münzprägestempel. Diese Münze fügt sich hervorragend in meine Penny Press-Münzsammlung ein.

Wilhelm der Eroberer ließ in der Wikingerstadt im Jahre 1068 das York Castle errichten, um seine Machtposition zu verteidigen. Die Überreste des York Castle, Clifford’s Tower, kann man heute noch besichtigen. Viel mehr ist von dem Schloss nicht übrig geblieben.

Der Turm ist ein wenig schief. Nach der Erbauung hatte man festgestellt, dass er sich auf einer Seite absenkte und musste deshalb auf einer Seite zusätzlich Balken in den Innenräumen anbringen, weil die Originalbalken nun zu kurz waren.

Zum Abschluss lassen wir uns bei schönstem Geocacherwetter mit Hilfe eines Geocaches durch York führen. Leider konnten wir aufgrund erhöhten Muggelaufkommens die Dose nicht bergen.

Als wir zu Hause ankommen, verteilen wir unsere Schätze auf dem Wohnzimmertisch und lassen den Urlaub noch einmal Revue passieren. Schön war’s – und leider viel zu kurz.

Skyewalkers: York

Skyewalkers: Saltburn-by-the-Sea

[Mych] Wir brechen früh auf. Edinburgh ist eine interessante Stadt, aber wir können in der verfügbaren Zeit jetzt auf unserem Rückweg ohnehin kaum ein Zehntel davon sehen. Irgendwann kommen wir wieder, versprochen.

Unser einziger Zwischenstopp heute auf dem Weg gen Süden soll Alnwick Castle sein. Diese Burg als „gut erhalten“ zu bezeichnen täte ihr Unrecht; sie ist in perfektem Zustand, denn sie dient ihren Eigentümern nach wie vor als Alltagswohnsitz. Naja, nicht im Sommer natürlich, denn dann sind die Percys alle auf ihrem Sommersitz.

Sommers werden hier Filme gedreht – nicht zuletzt Harry Potter – und es darf sich die Öffentlichkeit die Burg anschauen. Der Komplex ist riesig. Viele Türen sind verschlossen und als „privat“ markiert, aber es gibt eine Reihe von Ausstellungen mit militärischem Hintergrund, eine ganze Reihe von Programmangeboten, und man darf sogar in die Wohngemächer Einblick nehmen. Dort drin sind überall Angestellte präsent, die ein wachsames Auge auf die Besucher haben, aber auch freundlich auf Details der Möbel und anderen Gegenstände aufmerksam machen, die man sonst vielleicht übersehen würde.

Die Bibliothek haut mich vom Hocker. Ein Raum mit riesigen Fenstern, zwei Etagen hoch. An den Wänden: Regale voller elegant eingebundener Bücher, vom Boden bis unter die Decke. Auf mittlerer Höhe des Raums ist ein schmaler Balkon. Man kann nur die Mitte des Raumes betreten – der Rest ist mit einer schweren Kordel abgesperrt. An einem Ende des Raums befindet sich ein moderner Flachbildfernseher mit gewaltiger Bilddiagonale. Schräg gegenüber sind verschiedene Möbel gegen die Wand gerückt worden, darunter ein Kicker. Die moderne Einrichtung ist ein Kontrast zur altehrwürdigen und fügt sich zugleich ganz natürlich in sie ein – ja, hier wohnt jemand.

Wir hatten unseren Besuch in Alnwick mit einem Multi-Cache begonnen, der uns an einigen Sehenswürdigkeiten dieser charmanten kleinen mittelalterlichen Stadt vorbei geführt hat. Den holen wir uns jetzt, bevor wir weiterfahren.

(Auf unserem Weg durch Alnwick waren wir an zwei jungen Frauen vorbei gekommen, die sich fröhlich, aber mit einigen Schwierigkeiten bergauf mühten, denn eine von ihnen hatte ihren Fuß im Verband und nur eine Art Rollator als Hilfe. Wir boten unsere Unterstützung an, die dankend abgelehnt wurde, und plauderten ein Weilchen nett mit den beiden. Zuletzt stellten sie sich als Mormonen vor und wollten uns dazu animieren, uns mal ein paar Videos auf der Website ihrer Kirche anzuschauen. Ich weiß immer noch nicht, wie ich in einem ansonsten netten Gespräch freundlich ausdrücken soll, dass ich überhaupt keine Neigung habe, mit einer Fünf-Minuten-Bekanntschaft über meine Lebensphilosophie zu diskutieren.)

Gute anderthalb Stunden später sind wir an unserem heutigen Ziel angekommen: Saltburn-by-the-Sea.

Ursprünglich hatten wir gehofft, in York unseren heutigen Stopp machen zu können, aber das erwies sich als unbezahlbar; daraufhin hatte ich, nur mit Wikipedia zur Seite, Hartlepool als potenziell nettes Örtchen identifiziert und sogar schon ein Hotel gebucht, aber unser Freund/Verwandter aus London hob nur die Augenbrauen, als wir davon erzählten. Von ihm ist der Vorschlag, statt dessen nach Saltburn zu gehen. Wir werden so wohl nie rausfinden, ob die beiden Kühltürme mitten in einer Stadt, die wir von der Schnellstraße aus gesehen haben, zu Hartlepool gehören oder nicht; vielleicht besser so.

Wir wohnen heute Nacht im Spa Hotel, von dessen Parkplatz aus man die wilde Brandung der Nordsee unten am Strand sehen kann. Es windet heftig. Jane, die Dame vom Empfang, führt uns durch verwinkelte Gänge an ein paar gemütlich wirkenden Couch-Ecken vorbei und über mehrere Treppenaufgänge zu unserem Zimmer. Sogar von dort aus haben wir einen Blick auf die Brandung und die roten Klippen, die den Sandstrand nach Süden hin begrenzen.

Wir sind am späten Nachmittag angekommen und haben noch eine Menge Zeit. Unser Hotel ist ungefähr auf Höhe der oberen Station des viktorianischen Cliff Lifts. Ein Pfund pro Person kostet es, damit die paar Dutzend Meter Höhenunterschied zum Strand zu überwinden – das gönnen wir uns. Nachdem wir eingestiegen sind und die Türen von der Dame an der oberen Station geschlossen wurden, wird mit gewaltigem Rauschen ein Wassertank an unserem Wagen gefüllt, und er setzt sich angesichts seines so gestiegenen Gewichts gemächlich nach unten in Bewegung, während ihm der gegenläufige Wagen von unten entgegen kommt.

Unten gehen wir bis zum Ende des Piers, der bei der Talstation des Klippenlifts beginnt – der Wind ist erklecklich; Judiths neuer Tweed-Hut, den sie in Dunvegan gekauft hatte, sitzt sicher auf ihrem Kopf, aber ich muss meinen sichern –, schlendern wir am Strand entlang, und finden ein Restaurant mit wunderschönem Blick auf die wilde See, in dem wir zum Abschluss unseres Urlaubs nochmal richtig schön Meeresfrüchte essen können, bevor wir morgen wieder zurück ins Inland fahren müssen.

Skyewalkers: Saltburn-by-the-Sea

Skyewalkers: Edinburgh

[Maus] Ein Whisky am Morgen vertreibt Wolken und Sorgen, oder so. Getreu diesem Motto haben wir unseren Tag mit einer Tour durch die Dalwhinnie-Destillerie begonnen.

Das gibt uns die Gelegenheit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Wichtigste Unterschiede: die Länge der Räucherzeit über Torfrauch – je länger, desto rauchiger; die Länge der Gärungszeit – je länger, desto süßer die Aromen; die Form der Kupferkessel – jede Destillerie hat ihre eigene Kupferkesselform, denn die Dauer des Kontakts des destillierten Alkohols zum Kupfer spielt eine wichtige Rolle bei der Aromaentfaltung. Während der Tour reicht unser Führer ein Glas 24 Jahre im Fass gereiften Whisky herum und bittet uns, nachdem wir daran geschnuppert haben, etwas davon auf unserer Handoberfläche zu verteilen und trocknen zu lassen. Wir schnuppern an unseren Händen und sind überrascht, dass Dalwhinnie-Whisky ein herrliches Vanille-Parfüm mit Holznote abgibt.

Die Tour endet, wie schon in der Talisker-Destillerie, mit einer Verkostung. Deutlich schmeckt man den Unterschied. Talisker ist viel rauchiger und, wie man hier sagt, pfeffrig. Dalwhinnie ist dagegen mild und süß und passt hervorragend zu dem Stückchen Schokolade, das man uns zur Verkostung reicht.

Die langen Strecken, die wir zurücklegen, unterbrechen wir, indem wir Sehenswürdigkeiten anfahren. Michael hat uns für heute die Stanley Mills ausgesucht. Wir lesen auf deren Webseite: mit interaktiver Ausstellung. Unsere Erwartungen sind nicht besonders hoch.

Als wir ankommen, erblicken wir ein riesiges Gelände, auf dem sich offenbar auch Wohnungen befinden. In der Ausstellung erfahren wir, dass das Gebäude, nachdem man die Mühle 1989 schließen musste, quasi zum Lost Place wurde und total verkam. Einige Enthusiasten retteten das Gebäude und verwirklichten dort eine der besten interaktiven Austellungen, die ich je besucht habe. Michael und ich spielen uns durch die Räume und sind froh, hier Halt gemacht zu haben.

Weiter geht’s nach Doune Castle. Wir gingen eigentlich davon aus, Winterfell (aus „Game of Thrones“) zu besuchen, doch mussten feststellen, dass dort lediglich für die Pilotfolge ein paar Außenaufnahmen gemacht wurden. Allerdings wurden dort sehr viele Szenen für Monty Python and the Holy Grail („Die Ritter der Kokosnuß“) gedreht.

Wir haben uns eine Audiotour geben lassen und wandeln durch die sehr gut erhaltene Burg. Ich staune über die Größe der Feuerstelle in der Küche – sie erstreckt sich über die gesamte Breite des Raumes und Michael kann aufrecht darin stehen.

Zwischendrin hören wir zu den Räumen passend Szenen aus dem Film („Monty Python und der heilige Gral“). Mein persönlicher Favorit: „Your mother was a hamster and your father smelt of elderberries!“ – „Deine Mutter war ein Hamster und dein Vater roch nach Holunderbeeren“. Schlimmer kann eine Beleidigung ja wohl kaum sein.

Das Wetter spielt wieder einmal perfekt mit und hält sich an unsere goldene Reiseregel. Sind wir nicht im Auto, scheint die Sonne, sobald wir von drinnen die Autotüren schließen, regnet es.

Fazit: Wir müssen unbedingt diesen Film noch einmal ansehen und erkennen dann sicher auch Doune Castle wieder.

Die letzte Etappe für heute führt uns nach Edinburgh. Nach all der Natur und Ruhe ist das erst einmal ein kleiner Kulturschock. Doch die Stadt entpuppt sich als wunderschön. An einigen Stellen hat sie sogar zwei Etagen. Leider kommen wir so spät an, dass die meisten Sehenswürdigkeiten schon geschlossen sind, aber was uns erstaunt, ist das sehr gut ausgebaute öffentliche Verkehrnetz. Soviele Buslinien und Busse haben wir in Großbritannien noch nie gesehen (Ausnahme: London, aber das zählt nicht). Noch etwas fällt auf: Es ist nach sechs und es sind immer noch einige Geschäfte offen; und die Krankenwagen schalten ihre Sirenen immer nur sehr kurz an. Na sowas, denken wir, fast so wie auf dem Kontinent.

Skyewalkers: Edinburgh

Skyewalkers: Inverness

[Mych] „The Three Chimneys and the House Over-By“ passierte gestern noch, nachdem Judith ihren Blog-Beitrag geschrieben hatte; darum erzähle ich jetzt davon.

Auf Skye was Nettes zum Abendessen zu finden ist nicht ganz simpel, denn alle Restaurants sind normalerweise schon auf Wochen ausgebucht. Am ersten Abend hatten wir glücklicherweise noch kurzfristig einen Tisch im Restaurant gegenüber unserem B&B bekommen (und sehr leckeres Huhn mit Haggis gegessen); für gestern Abend hatte uns Nicky, unsere sehr nette B&B-Gastgeberin, einen Tisch in „The Old School Restaurant“ besorgen können, in dem wir einen fantastischen Meeresfrüchteteller bekommen hatten; und für gestern, unseren letzten Abend auf Skye, waren wir der Empfehlung eines Freunds/Verwandten aus London gefolgt und hatten eine Reservierung bei „The Three Chimneys“ gemacht. „Ohh, how posh!“, kommentierte Nicky mit erhobener Augenbraue. Der einzige noch freie Tisch war um Viertel vor zehn verfügbar – großzügig Zeit nach unseren Tagesbeschäftigungen.

Um halb neun holte uns Donda mit seinem Taxi ab und entpuppte sich als sehr netter, sehr höflicher älterer Herr im grauen Tweed-Jackett, der uns die Tür zu seinem Wagen aufhielt und sich mit uns auf der zehnminüten Fahrt nett unterhielt.

The Three Chimneys„, hatte uns unser Freund/Verwandter gewarnt, ist sehr gut, und sehr teuer. In der Tat kann man für den Preis schon des regulären Menüs woanders ohne weiteres zu zweit sehr gut essen und trinken. Donda begleitete uns mit ins „House Over-By“, das Haus gegenüber dem eigentlichen Restaurant, begrüßte die Frau am Empfang beim Vornamen und stellte uns vor; dann verabschiedete er sich bis später, wenn er uns nach unserem Abendessen wieder abholen würde.

Wir hatten noch einige Zeit zu überbrücken, bis wir einen freien Tisch bekommen würden, und vertrieben uns die in gemütlichen Sesseln mit Gin & Tonic, gedämpfter Plauderei und einem sehr amüsanten angeregten Austausch mit einer amerikanischen Familie mit Sohn und Tochter, die aus Kalifornien angereist waren und gerade, so gegen zehn Uhr abends, noch zu einem Nightcup nach ihrem Essen im „House Over-By“ eintrudelten; sie hatten ihr Mahl kurz nach sechs begonnen.

Es dauerte etwas länger, bis unser Tisch tatsächlich frei wurde, wofür man sich bei uns wiederholt und mit dem Ausdruck tiefster Zerknirschung entschuldigte. Es war nicht schlimm – wir waren gut gelaunt und wohl unterhalten. So gegen halb elf bat man uns dann endlich tatsächlich zu Tisch, in einem eher kleinen Speiseraum mit Natursteinmauern und gedämpfter Beleuchtung. Wir entschieden uns für das Fünf-Gänge-Menü (statt des Acht-Gänge-Menüs), entschieden uns für unsere Vor- und Hauptspeise, und bekamen im Laufe der nächsten zwei Stunden Essen serviert, wie ich es brillanter noch nicht erlebt hatte. Wir hatten eine Kaninchenterrine zum Niederknien, butterzarte rosarote Taubenbrust, ein wundervolles und subtiles Hauptgericht mit Heilbutt (ich) bzw. Lammfilet (Judith); wir tranken einen guten Cabernet Sauvignon dazu, ich schwelgte in einer Komposition aus warmer/kalter süßer/salziger Schokolade/Karamel mit einem eleganten Portwein, während Judith Limonencreme und Mandelkuchen mit einem kanadischen Eiswein genoss.

Donda setzte uns um halb zwei wieder vor unserem B&B ab.

Heute Morgen stehen wir trotzdem recht früh auf. Wir müssen abreisen; wir wären gerne noch länger geblieben. Nicky überreicht uns unsere Handschuhe, die wir gestern klatschnass nach Hause gebracht hatten und die über Nacht im Waschkeller kaum trockener geworden sind. Wie es uns gefallen hat, fragt sie; „Perfekt“, antworte ich.

Unser erstes Zwischenziel ist die Talisker-Whisky-Brennerei – die einzige Brennerei auf Skye; jedem Whisky-Liebhaber ein Begriff. Wir haben eine Tour gebucht und ein bisschen Zeit, bevor sie anfängt, aber Carbost, wo sie angesiedelt ist, ist ein eher nichtssagendes Örtchen am Ufer des Loch Harport.

Die Tour durch die Brennerei an sich ist aber hochinteressant. Ich realisiere erst hier, dass der rauchige Geschmack mancher Whiskys buchstäblich daher kommt, dass das Malz über Rauch getrocknet wird – Rauch aus Torf im Fall von Talisker. (Früher wurde der komplette Trocknungsvorgang über Torffeuer durchgeführt. Heute sorgt man anderweitig für Hitze und benutzt den Rauch nur noch um des Geschmacks willen.)

Ich realisiere ebenfalls, dass die ersten Schritte in der Whisky-Herstellung mit denen in der Bierherstellung identisch sind. Tatsächlich ist das erste Zwischenprodukt eine Art Starkbier ohne Hopfen, das dann zweimal destilliert wird und zuletzt für ein paar Jahre in einem Holzfass verschwindet.

Die resolute Frau, die uns den Vorgang kompetent erklärt, führt uns durch die verschiedenen Produktionsbereiche. Ein appetitlicher Geruch hängt in der Luft. Wir sehen den Spirit Safe, durch den hinter (aus steuerrechtlichen Gründen per Vorhängeschloss verschlossenen) Glastüren die gesamte Produktion fließt – ein konstanter Strom kristallklarer Flüssigkeit; aber nicht viel mehr als der Wasserstrom, mit dem man vielleicht eine Badewanne füllen würde, in überraschendem Kontrast mit den gewaltigen Dimensionen der kupfernen Destillierkessel hinter uns.

Zuletzt werden wir zum Lagerhaus geführt. Wir können es leider nicht betreten, aber wir können durch eine Glaswand hineinschauen. In gedämpftem Licht schlummern Fässer über Fässer; auf denen, die uns am nächsten sind, ist in Schablonenschrift die Jahreszahl „1979“ gemalt. Wir erfahren, dass schottischer Whisky fast grundsätzlich in ausgedienten Bourbon-Fässern gelagert wird, die in Einzelteilen aus Amerika nach Schottland verschifft und dort zu Fässern mit etwas größerem Volumen wieder zusammengesetzt werden. Es gäbe dankenswerterweise gute Versorgung mit alten Bourbon-Fässern, erklärt die Frau, denn in den USA muss Bourbon per Gesetz grundsätzlich immer in brandneuen Fässern eingelagert werden – ein Gesetz, das wohlgemerkt der Arbeitsabsicherung amerikanischer Fassbinder entsprungen war, nicht etwa geschmacklichen Erwägungen der Bourbon-Whisk(e)y-Erzeuger. Zwanzig Millionen Fässer Whisky reifen in Schottland zu jeder Zeit heran, schätzt man; Schotten gibt es ungefähr fünf Millionen.

Eine Stunde weiter auf unserem Weg nach Inverness halten wir bei Eilean Donan Castle an. Eine schöne, sehr gut erhaltene Burg auf einem winzigen Inselchen einige zehn Meter im Wasser, wo sich Loch Long und Loch Aish mit Loch Duich treffen.

Der gute Zustand der Burg ist kein Zufall, denn das Gemäuer stammt in seiner heutigen Form aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Zuvor hatte die Burg für fast dreihundert Jahre als Ruine darnieder gelegen – schottische jakobitische Aufständler hatten sie im April 1719 besetzt; einen Monat später wurde die Burg von englischen Fregatten nach einem misslungenen Verhandlungsversuch zuerst in Grund und Boden geschossen und schließlich mit dreihundert Fass Schießpulver gesprengt.

1912 erwarb ein Schotte die Ruine, fand einen gleichgesinnten Steinmetz vor Ort, baute sie nach alten Plänen wieder originalgetreu auf und lebte noch ein paar Jahre darin, bevor er starb. Heute gehen wir durch die opulent eingerichteten Räume, in denen er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Nochmal eine Stunde weiter, kurz vor Inverness, steht die Ruine von Urquhart Castle. Zwischenzeitlich ist die Sonne herausgekommen und wirft goldenes Licht auf das alte Gemäuer.

Auch diese Burg wurde von Engländern gesprengt – nicht während, sondern nach dem Ende des Jakobitenaufstands; die englische Besatzung jagte das Torhaus in die Luft, als sie die Burg geordnet verließ, damit sie womöglich nochmal aufkeimenden Jakobitenaufständlern nicht als Festung dienen könnte. Später wurde sie von den Bewohnern der Nachbarorte um ihrer gebrauchsfertig behauenen Steine geplündert. Wir haben einen schönen Blick auf Loch Ness von den Aussichtspunkten, die sich in den Türmen und Gebäuden der alten Burg finden.

Schließlich kommen wir am frühen Abend in Inverness an. Unsere Gastgeberin gibt uns eine Touristenkarte der Stadt und empfiehlt einige Restaurants fürs Abendessen. Wir müssen nur ein paar Minuten laufen, bis wir über eine schwankende Fußgängerbrücke über den Fluss Ness in die kleine Innenstadt von Inverness gelangen.

Wir spazieren an der „Ivy Bar“ vorbei, die sich schottische Tapas auf die Fahnen schreibt – das klingt spannend, also gehen wir rein. Und so gelangen wir heute Abend an ein Craft Beer, an Haggis-Fleischbällchen-Tapas, Black Pudding-Tapas mit Apfel, an Cullen Skink-Tapas mit Sahnehäubchen und noch ein paar mehr. Am Ende bestellen wir noch ein Weiße-Schokolade-Mousse, das ganz fabelhaft präsentiert ankommt.

Ein schöner Konterpunkt zu unserem gestrigen Abendessen.

Skyewalkers: Inverness

Skyewalkers: Fairy Pools und Höhlen

[Maus] Kristallklares Wasser fließt in kleinen Wasserfällen vom Black Cuillins von Becken zu Becken. Kein Wunder, dass man bei diesem Anblick an Feen denkt. Verwunschen wirkt dieser Ort, auch weil Nebelschwaden langsam über die Bergspitzen schweben. Die saftig grünen Berge im Hintergrund der Fairy Pools laden zum Träumen ein. Ich möchte am liebsten in eines dieser blauglitzernden Becken springen und baden. Vermutlich ist das Wasser aber viel zu kalt, um es genießen zu können.

Wir sind heute früh aufgebrochen und taten gut daran, denn auf dem Rückweg zum Auto war es auf dem Parkplatz, der bei unserer Ankunft fast leer war, gerammelt voll und eine Busladung deutscher Schüler kam uns entgegen.

Für den zweiten Teil des Tages hatten wir uns wieder in unsere matschkompatible Klamotte geschmissen, denn wir wollten Höhlen erkunden. Entdeckt hatten wir die natürlich (wie soll es auch anders sein?) durch Geocaching. Der Weg zur Parkkoordinate war schon abenteuerlich: Die Straße ist einspurig und schlängelt sich wild durch die Hügel. Alle paar hundert Meter gibt es Passierpunkte. Michael sprescht mutig voran. Mir ist übel. Die Camas Malag Cave ist unser erstes Ziel.

Der Eingang ist schnell gefunden aber die Beschreibung ist zunächst verwirrend. Stromaufwärts? Stromabwärts? Schließlich kriechen wir durch ein schmales Loch und krauchen auf allen Vieren, bis wir endlich aufrecht stehen können. Vor uns befindet sich ein schmaler Gang, gefüllt mit knöcheltief Wasser. Nach einigen Metern scheint der Endpunkt erreicht und wir suchen nach der Dose. Das Biest hat sich ziemlich gut versteckt, aber wir haben es gefunden.

Die Beinn An Dubhaich Höhle liegt versteckt in den Hügeln. Nach circa 15 Minuten querfeldein kommen wir an der Höhle an. Der Einstieg hat es schon in sich. Drei Meter müssen wir hinab. Halt zu finden an den feuchten Steinen und dem matschigen Untergrund ist schwierig. Fast lande ich auf meinem Allerwertesten (nein, nicht auf Michael), weil ich den passenden Tritt nicht finde. (Deswegen klettert man Berge hinauf und nicht hinab.). Nach einer kurzen Passage, die wir nur gebückt durchqueren können, finden wir einen Gang vor. Eine Schlucht durch die Felsen führt tiefer in die Höhle hinein. Der Cachebesitzer empfiehlt jedoch, die obere Passage zu benutzen.

Auf allen Vieren kraucht Michael voran, ich hinterher. Neben uns die etwa vier Meter tiefe Schlucht. Ich habe fast Muffensausen, reiße mich aber zusammen. Nach wenigen Metern geht es bäuchlings weiter. Der Kram in meinen Jackentaschen behindert mich. Der schmale Kriechgang verbreitert sich wieder und die obere Passage und die Schlucht führen in eine kleine Kammer. Um dort hinzukommen, pressen wir uns durch eine enge Passage. Mein Mut hat mich vollends verlassen. Den Cachecontainer muss Michael allein bergen. Unter ihm wieder ein großes schwarzes Loch und noch nicht einmal richtige Klettergriffe.

Eine Höhle hatten wir noch vor uns. Wir mussten auf Ebbe warten, um zum Eingang gelangen zu können. Die Spar Cave erreichen wir nach einem Abstieg über die Klippen. Wir klettern über die Mondlandschaft mit schroffen Felsen und Algenteppich. Wir haben Glück: Obwohl wir ein wenig zu früh dran sind, ist der Zugang schon möglich. Diesmal müssen wir nicht kriechen.

Kurz hinter dem Eingang stoßen wir auf einen relativ steilen Aufgang. Im Licht unserer Stirnlampen sieht dieser Aufgang rutschig aus, aber man hat erstaunlich guten Halt an der rauhen Struktur. Insgesamt hat dieser Aufstieg geschätzt acht Meter Höhe. Nach zwei Dritteln wird der Aufstieg noch einmal steiler. Oben befindet sich ein Plateau. Von dort aus schauen wir hinunter in den Meerjungfrauen-Pool. Die Höhle ist atemberaubend schön.

Wir steigen langsam wieder hinab und hören plötzlich Stimmen. Eine Gruppe junger Männer hat das selbe Ziel wie wir. Der letzte der Truppe erreicht das Plateau auf dem wir beide gerade noch Fotos schießen und schaut uns an. Große Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, Fremde zu treffen.

Was für ein grandioser Abenteuertag.

Skyewalkers: Fairy Pools und Höhlen

Skyewalkers: Coral Beach

[Mych] Wir sind auf Skye in einem wundervollen Bed & Breakfast namens „The Tables“ untergekommen – in Dunvegan, und gar nicht weit weg von Dunvegan Castle, dem Stammsitz des Clans der MacLeods.

Wir werfen uns in matschkompatible Klamotte und packen die Rucksäcke – etwas leichter als vorgestern, denn heute wollen wir auf mehr oder weniger gleichem Niveau bleiben. Man könnte da sicher auch hinfahren, aber das Auto bleibt heute stehen.

Wir verzichten für die gute Meile bis zur Burg nicht nur aufs Auto, sondern auch auf die Straße und wandern gemütlich an einer winzigen Kirche vorbei über einen schmalen Trampelpfad zwischen den Wiesen, Büschen und Sträuchern. Die Sonne scheint. Der Pfad führt uns bis fast vor den Eingang zum Gelände der Burg.

Die Burg, die wir heute sehen, ist nicht das, was Leod – der Stammvater der MacLeods – seinerzeit als Festung an diesen Ort gestellt hatte. Über die Jahrhunderte hinweg wurde das Bauwerk von den Clanchiefs weiter befestigt, ausgebaut und modernisiert; auch heute leben noch MacLeods hier. Am Eingang zum Burggebäude begrüßt uns eine nette Schottin, die hocherfreut ist, dass wir Deutsche sind, und in überraschend gutem Deutsch mit uns ein Schwätzchen hält, bevor sie uns zum Beginn des Rundgangs weist. Wir gehen durch hübsch und stilvoll eingerichtete Räume mit schönen Möbeln und vielen Portraits. Fotos darf man hier (leider!) nicht machen; sonst hätte Judith eins vom Schubladenklo im Bettkasten gemacht.

Wieder draußen wandern wir, noch auf dem Burggelände, in Richtung Meer – Loch Dunvegan; der feine Unterschied zwischen Binnengewässer und offener See wird im Schottischen offenbar sprachlich nicht abgebildet. Da unten kann man sich im Bötchen zu den Robbenkolonien draußen auf den kleinen Inselchen nur ein paar hundert Meter vom Ufer entfernt fahren lassen. Wir sitzen zu sechst (plus Bootsführer) in einem kleinen Holzboot und kommen bis auf wenige Armlängen an die Viecher heran, die faul auf den algenbewachsenen Felsen liegen und höchstens mal träge in unsere Richtung blicken, wenn der Außenbordmotor lostuckert.

Unser eigentliches Ziel für heute ist aber noch ein Stückchen weiter entfernt: der Korallenstrand in der nordwestlichen Ecke der Landzunge, auf der wir uns gerade befinden. Es sind ungefähr acht Kilometer Fußmarsch bis dahin – bis auf die letzten anderthalb auf der Straße, aber die ist einspurig und unmarkiert und schlängelt sich so malerisch zwischen den grasenden Schafen, Hügeln und Mini-Lochs (Lochen? Löchern?) durch, dass die paar vorbei kommenden Autos kaum auffallen.

Der größte Teil der Küste hier ist Vulkangestein – tiefschwarze, vom Wellengang abgerundete Gesteinsformationen, so wie in Fife. Wir wandern über eine Hügelkuppe und sehen plötzlich zwischen schwarzen Felsen einen weißen Strand in der Sonne vor uns liegen. Wir gehen hin und lassen uns den Sand durch die Finger rieseln: winzige Korallenstücke. Judith findet eine Muschelschale, die von Korallen bewachsen ist wie mit einem Bart; wir würden sie mit nach Hause nehmen, aber das würde das fragile Gebilde eh nicht überleben.

Nachdem wir ein Weilchen die Füße ausgestreckt und einen Snack als Mittagessen zu uns genommen haben, umrunden wir den Hügel am Ende der Landzunge und holen uns den dortigen Geocache. Dann machen wir uns auf den Weg zurück. Am Ende des Wanderwegs, der zu einem Parkplatz führt, ist ein Viehgatter mit einem der hierzulande weit verbreiteten Kissing Gates, durch die man nur einzeln kommt. Wir haben Vortritt vor einem Pärchen, das vom Parkplatz kommt. Als sie Judiths GPS-Gerät am Rucksackgurt baumeln sehen, sagt der Mann (auf Deutsch): „Ah, sicher Geocacher!“ – wir grinsen, geben uns die Hand und schwatzen ein bisschen, wo wir herkommen. Dann gehen die beiden in Richtung Korallenstrand und wir in Richtung unseres Zuhauses hier auf Skye.

Skyewalkers: Coral Beach

Skyewalkers: The Jacobite

[Maus] Noch immer schmerzen meine Waden, Oberschenkel, Knie und Hüften. Der akute Schmerz ist aber über Nacht weniger geworden. 1344 Höhenmeter in beide Richtungen spürt man als Ungeübter sehr wohl. Doch zum Glück haben wir gut geplant und heute einen recht entspannten Tag gehabt.

The Jacobite, eine Dampflokomotive, wie man sie aus Harry Potter Filmen kennt, führte uns über Glennfinnan und das ebenfalls aus Harry-Potter-Filmen bekannte Glennfinnan-Viadukt nach Mallaig. Michael hatte für uns einen privaten Tisch in der Ersten Klasse gebucht. Wir saßen in am Boden befestigten Ohrensesseln. Nie habe ich komfortabler eine Zugreise unternommen. Es war sogar so gemütlich, dass ich auf der Rückreise eingeschlafen bin. Dabei war ich gar nicht müde – wir hatten eine außerordentlich gute Unterkunft in Fort William und ich war vor dem Weckerklingeln wach. Vielleicht steckte mir aber auch die Erschöpfung vom Vortag noch in den Knochen.

Gemütlich zuckelte der Zug durch eine atemberaubend schöne Landschaft und das beruhigende Dedup-dedup tat sein Übriges, um uns vollständig entspannen zu lassen.

Mallaig selbst war recht unspannend und winzig, aber es handelt sich dabei auch um eine sehr junge Siedlung (Gründung 1840). Für ein leckeres Eis und ein paar Souvenirs gibt es aber genug Gelegenheiten, und so spazierten wir ein wenig herum, besuchten das kleine Museum am Bahnhof (zu dem wir jetzt 12 Monate freien Eintritt haben, weil wir 2 Pfund pro Nase bezahlt haben), genossen die frische Seeluft und warteten auf unsere Rückfahrt.

Ein Afternoon Tea mit Sandwiches, einem Kuchen und Scones mit Clotted Cream und Marmelade rundeten unsere Rückfahrt ab, und nach fünfeinhalb Stunden Zugabenteuer waren wir zurück in Fort William.

Nun  stand noch eine dreistündige Fahrt zu unserer Unterkunft auf der Isle of Skye an. Obwohl ich als Fahrer die Landschaft nicht so gut genießen kann wie als Beifahrer, hatte ich einen Ohhhhhhhh-Moment nach dem anderen. Dramatische Wolken, durchdrungen von gleißendem Sonnenlicht. Am Boden Sonnen- und Schattenspiel in den Tälern, Bergen und Löchern (Lochs? Lochen?). Einziges Manko: die vielen Kurven. Ich bin noch nie in den Bergen gefahren, und ich fand es furchtbar anstrengend, drei Stunden lang Kurven zu fahren. Großes Plus: ich war der Fahrer und mir war kein bisschen schlecht trotz der ganzen Kurverei.

Zum Abschluss des Tages gab es noch mehr Haggis, diesmal als Füllung im Hühnchen zusammen mit Black Pudding vermischt mit Kartoffelbrei. Delicious.

PS: Opa Rodenwald ist offenbar nach Dunvegan gezogen. Michael hat seinen Bären gefunden.

Skyewalkers: The Jacobite

Skyewalkers: Fort William

[Mych] Das ist kein normaler Wanderweg. Wir steigen über Schotter und Geröllbrocken; bergauf, immer nur bergauf. Fast anderthalb Kilometer in der Vertikalen über eine Wegstrecke von nur gut acht Kilometern.

Ben Nevis ragt 1344 Meter in den Himmel und ist der höchste Berg Schottlands – tatsächlich sogar auf der ganzen Insel. Und wer ihn besteigen will, beginnt ganz unten, fast auf Meereshöhe; das Besucherzentrum liegt auf 17 Metern über Normalnull. Dort haben wir auch unsere Göffel gekauft, die wir brauchen, um den Joghurt in unserem Lunchpaket zu verzehren, das wir aus dem letzten Hotel mitgenommen haben.

Der erste Teil der Strecke ist fast flach, von ein paar Stufen abgesehen. Wir wandern unter einer geschlossenen Wolkendecke; es nieselt. Und wir sind bei Weitem nicht die einzigen, die hier heute unterwegs sind – auf der Touristenroute, die eigentlich heute gar nicht mehr so genannt wird, weil das zu harmlos klang, sind heute hunderte von Leuten unterwegs. Fast alle sind so vernünftig gekleidet wir wir: wasserfeste Jacke, warme Kleidung, feste Schuhe. Unten hat es etwa 14°C, und oben sollen es fast zehn Grad weniger sein. Wind dazu, und es wird ungemütlich.

Kälte ist aber erstmal nicht unser Problem. Unsere Rucksäcke, unsere Funktionsklamotten und uns selbst den steilen und unebenen Weg hochzuwuchten bringt uns so zum Schwitzen, dass mein Pulli getrost verstaut bleiben kann. Die ersten zwei Schlucke aus dem Trinkschlauch, der in meinen Rucksack führt, sind immer angenehm kühl – danach kommt die warme Brühe, die die Abwärme aus meinem Rücken in der Wasserblase produziert hat.

Die Vegetation wird kärglicher, und wir treten in die Wolkendecke ein, die heute auf etwa 700 Metern hängt und den Blick auf den Gipfel verwehrt. Unsere Sicht reicht jetzt höchstens noch fünfzig Meter. Alles, was weiter weg ist, ist nur noch schemenhaft zu erkennen. Der Nieselregen ist jetzt kontinuierlich und kommt von allen Seiten. Der Weg zickzackt sich nach oben. An den Kehren sind mannshohe Steinhaufen aufgeschichtet, damit niemand ins Geröllfeld jenseits des Pfads verloren geht. Wir gehen langsam, aber trotzdem noch schneller als manche andere Wanderer, die wir treffen. Ein paar Mal werden wir selbst überholt – einmal von einem Mann in Fahrradklamotten, der mit seinem Rad auf der Schulter den Weg nach oben joggt. Der Wanderer, der uns in diesem Moment von oben entgegen kommt, schaut ihm hinterher, als hätte er ein Gespenst gesehen.

Kurz vor dem Gipfel wird der Weg wieder flach. Das Gelände um uns herum besteht jetzt nur noch aus metergroßen, grauen Felsbrocken. Auf dem eigentlichen Weg liegt eine uneinheitliche Mischung aus faust- bis kopfgroßen, kantigen Schotterstücken. Wir kommen an etwas vorbei, was wie die Grundmauern eines kleinen Hauses aussieht, kniehoch aufgeschichtet aus den Steinen, die überall herumliegen. Vielleicht ist das die Ruine des „Temperance Hotel“, das zwei junge Damen um 1910 herum da oben eröffnet hatten. Ein paar Schritte weiter stoßen wir auf einen übermannshohen, von Menschenhand aufgeschichteten Steinhügel, dessen Spitze aus einem winzigen Holzhüttchen besteht: Das ist sicher der Turm des meteorologischen Beobachtungspostens, der 1884 dort errichtet worden war. Endlich sind wir angekommen.

Wir suchen uns einen Felsbrocken zum Sitzen, verzehren den Rest unserer Sandwichs samt der Salz-und-Essig-Chips und göffeln genussvoll den Joghurt, den man uns mit in die Pappbox gepackt hat. Uns zieht der Geruch von Gegrilltem an der Nase vorbei: Ein paar junge Männer haben nicht weit entfernt einen Mini-Alu-Einmalgrill auf ein paar Steine gelegt und braten sich dort Würstchen. Danach machen wir uns ein paar Notizen über Wind und Wolkendecke für den Ben-Nevis-Earthcache und machen uns auf die Suche nach Britanniens höchstem Geocache. Die Suche führt uns hundert Meter ins Geröllfeld hinein, aber die grüne Metallbox kann sich nicht lange zwischen den Felsbrocken verbergen.

Es wird schnell kalt, wenn man sich nicht bewegt – die Lufttemperatur ist gefühlt knapp unter null, und unsere Kleidung unter der Jacke ist völlig durchgeschwitzt. Wir machen uns auf den Rückweg.

Als wir auf dem Weg nach unten aus der Wolkendecke herauskommen, haben wir plötzlich einen fantastischen Blick auf den kleinen See auf halber Höhe, der es sich auf dem Sattel zwischen dem Ben und einem kleineren Nachbarberg eingerichtet hat. Im Tal, auf Meereshöhe, badet die Sonne ganze Dörfer in hellem Sonnenschein.

Der Weg den Berg hinab ist nicht mehr so anstrengend, aber er geht auf die Knie. Je weiter wir nach unten kommen, desto häufiger passieren wir Leute, die sich nur noch mit größter Mühe die teilweise kniehohen Felsstufen herunterwuchten können.

Sechseinhalb Stunden, nachdem wir aufgebrochen sind, sind wir wieder zurück auf dem Parkplatz beim Besucherzentrum. Als ich meine Jacke ausziehe, finde ich das Oberteil meiner Skiunterwäsche und das T-Shirt darüber klatschnass. Dreieinhalb Stunden haben wir für den Aufstieg gebraucht, zweieinhalb für den Abstieg; die Prognosen hatten bei sieben bis acht Stunden gelegen – wir sind zufrieden. Das Bier heute Abend haben wir uns redlich verdient.

Skyewalkers: Fort William

Skyewalkers: Greenock

[Maus] Nach einer unruhigen Nacht in unserem winzigen Zimmerchen sind wir nach einem kleinen Frühstückchen zu einem kurzen Shoppingtrip aufgebrochen. Oberstes Ziel: eine neue Jeans für Michael. Seine Lieblingsjeans fiel ihm fast vom Leib und die Ersatzjeans war viel zu unbequem für einfach alles. Mein vertrocknendes Gesicht auch noch schnell mit Creme versorgt, um uns dann erst einmal einen anständigen Kaffee zu gönnen. Dass die Engländer nicht so guten Kaffee machen können, wussten wir ja schon von unserem Fife-Urlaub im letzten Jahr.

In Blackpool hielt uns nichts mehr. Das Meer werden wir sicher noch öfter zu sehen bekommen. Also brachen wir nach unserem Einkaufsbummel auf in den Norden. Das Ziel auf halber Strecke war Birdoswald Roman Fort, eine Festungsanlage am Hadrianswall.

Letztes Jahr, als wir in Carlisle waren, hatten wir versucht, den Hadrianswall zu finden, nur um dann später festzustellen, dass man direkt in Carlisle nicht mehr allzu viel davon finden kann, weil die Steine für andere Bauprojekte verwendet wurden. Heute jedoch konnten wir ein großes Stück Wall anschauen und es war außerdem zu unserem Glück ein römischer Legionär da, der fast eine Stunde lang vom Leben als Legionär und von der Geschichte des Hadrianwalls berichtete.

Nachdem wir uns ausreichend mit frischer Luft versorgt und unseren Beinen ein Stretching gegönnt hatten, fuhren wir unsere zweite Etappe bis zu unserem Tageshighlight – eine Schlammwanderung. Das ist natürlich Quatsch – wir wollten einen Abenteuer-Geocache suchen gehen. Dieser heißt Starboard Tower No 2 und führte uns zu einem Turm im Fluss Clyde. Bei Ebbe kann man zu diesem Turm hinwaten und den Cache suchen.

Gesagt, getan. Wir haben uns in unsere besten Cacherklamotten geschmissen und sind zum Flussufer aufgebrochen. Dieses ist dem Wattenmeer nicht so unähnlich und dementsprechend schlammig war es vor Ort. Michael schlug vor, dass ich doch mal schön im Schlamm posieren könnte. Aber ich hatte bereits zu lange auf der gleichen Stelle gestanden und benötigte nun Hilfe, um dem Schlamm wieder zu entkommen.

Ohne zwischendurch anzuhalten stiefelten wir also los in Richtung Turm und stellten schnell fest, dass man tatsächlich ein wenig auf dem Schlamm gleiten konnte. Das war ein wenig wie Skilanglauf – nur viel schmutziger. Um dann tatsächlich zum Turm zu kommen, mussten wir tiefere Gewässer überwinden und bekamen nasse Füsse.

Insgesamt war das ein großartiges Abenteuer und wir haben glücklicherweise rechtzeitig den Rückweg angetreten, denn zurück am Auto gab es einen herrlichen Wolkenbruch.  (Nachtrag: Siehe auch mein Log und Michaels Log.)

Unseren Abend haben wir in unserem Hotel ausklingen lassen, bei einem Drei-Gänge-Menü für unter 15 Pfund pro Nase. Und endlich haben wir Haggis bekommen.

Skyewalkers: Greenock