Island: Von magischen Nächten und brodelnden Säureseen

[Maus] Um Mitternacht, in der Geisterstunde, klingelt das Telefon. Nur wenige Augenblicke später stehen wir auf dem Parkplatz vor unserem Hotel und können unser Glück kaum fassen. Nordlichter. Der Nachthimmel ist klar, bis auf die grünlichen Schwaden, die sich über den Himmel bewegen, als seien sie lebendig.

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Es hat etwas Magisches an sich, dieses unvergessliche Naturschauspiel, das wir nun unbedingt auch noch einmal im Winter erleben wollen.

Am Morgen haben wir es nicht weit bis zum nächsten Naturschauspiel. Am Fuße des Berges Námafjall befindet sich ein Feld heißer Quellen, Hverir genannt. Schon von der Ringstraße aus kann man sehen, wie heißer Dampf aus dem Boden aufsteigt. In kleinen und großen Gruben köchelt in Säureseen der graue Schlamm, der nichts anderes ist, als die Felsen, die von der Schwefelsäure aufgelöst wurde.

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Aus den Schlammgruben und den dampfenden Schloten stinkt es erbärmlich nach faulen Eiern, und eine zeitlang habe ich das Gefühl, dass ich mir mein Frühstück noch einmal durch den Kopf gehen lassen muss. Nach einer Weile wird es besser, aber der Geruch bleibt an uns den ganzen Tag kleben. Selbst unser Auto riecht jedes Mal, wenn wir die Lüftung anschalten, nach faulen Eiern.

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Nicht weit von Hverir liegt der Krater Víti in der Krafla, ein vulkanischer See (Maar), der von Kieselsäurealgen ganz blau ist und den wir uns, weil es fast auf dem Weg liegt, auch anschauen. Víti bedeutet im Isländischen „Hölle“. In der isländischen Mythologie glaubte man, dass sich hier ein Zugang zur Hölle befand.

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Dem Geruch nach zu urteilen, glaube ich das gern. Und wenn man den Hinweisschildern glauben schenkt, kann man mit einem Schritt auf den falschen Untergrund direkt zur Hölle fahren (naja, ich übertreibe, man kann auf Grund der Instabilität der Kruste einbrechen und in einem Säuresee landen, aber das ist so gut wie zur Hölle fahren).

Um wieder frischere Luft zu bekommen, fahren wir zum Dettifoss, dem größten Wasserfall im Norden Islands. Der Weg dorthin ist wieder eine Schotterpiste und ich bin wieder die Fahrerin. Trotz Todesangst bleibt Michael relativ ruhig, nur ein Mal höre ich ein „Oh mein Gott“. Das kleine Stoßgebet scheint zu helfen, wir überleben schadensfrei. Nur der Angstschweiß fließt mal wieder in Strömen und das Traumwetter mit 24°C und die fehlende Klimaanlage tun ihr Übriges. Doch wir werden belohnt, mit einem beeindruckendem Blick auf den Dettifoss, der schon einen ansehnlichen Canyon in den Felsen gegraben hat.

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Auch hier gibt es wieder kaum Absperrungen – das einzige Warnschild verbietet die Benutzung von Drohnen.

Von hier aus fahren wir durch bis nach Egilsstaðir, der größten Stadt im Osten (ca. 2300 Einwohner). Nur zum Rast machen halten wir an einem der zahlreichen Straßenwasserfälle an.

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Island: Von magischen Nächten und brodelnden Säureseen

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