[Maus] Gestern sind wir hier am Golden Circle angekommen, aber das wirklich heftige Regenwetter mit Horizontalregen hatte uns in unser Hotelzimmer getrieben und da haben wir es uns gemütlich gemacht. Heute Morgen wurden wir dann glücklicherweise von der Sonne begrüßt.
Wir beginnen unseren Tag mit dem Gullfoss, dem goldenen Wasserfall. Gemeinsam mit den benachbarten Geysiren und dem Þingvellir gehört er zum Gullni hringurinn („Goldener Ring“). Gewaltige Wassermassen stürzen sich in zwei Stufen in eine Schlucht hinab. Die erste Stufe, die sich in mehrere kleinere Fälle aufteilt, ist 11 Meter hoch, von der zweiten Stufe stürzt das Wasser 20 Meter in die Tiefe. Die Gischt steigt weit über die Oberkante der Schlucht hinaus auf und durchnässt die Wiese unterhalb des Touristenpfades so stark, dass dort alles wie Sumpfland aussieht.
Wir erfahren vor Ort, dass der Wasserfall 1920 mal an englische Investoren verpachtet worden war, die vorhatten, dort einen Staudamm zu bauen. Zum Glück ist es nie dazu gekommen, da sich Sigríður Tómasdóttir dagegen einsetzte und Fußmärsche nach Reykjavik unternahm, um den Bau zu verhindern. Eine echte Zwickmühle, in der sich Island da befindet. Soll man diese Naturgewalten erhalten oder zur Energiegewinnung nutzbar machen?
Im selben Gebiet, dem Haukadalur, befindet sich DER Geysir, nach dem alle anderen Geysire benannt wurden. Leider schläft dieser Geysir inzwischen die meiste Zeit. Um uns herum steigt aus allen möglichen Löchern Eierduft und Dampf auf.
Den Wasserspuckdienst hat Strokkur übernommen. Auch diese Fontäne ist beeindruckend. Strokkur zeigt sich von seiner besten Seite und speit sogar häufiger Wasser, als wir erwartet hatten.
Bei dem Versuch, Fotos davon zu schießen, werde ich von der Heftigkeit so überrascht, dass mir die Kamera vor Schreck aus der Hand fällt. Zu meinem Glück ist sie an meinem Handgelenk befestigt, wie wir es hier überall machen, damit sie nicht versehentlich in einem Abgrund oder irgendeinem Säuresee verschwindet.
Es gibt vor Ort auch noch klitzekleine Anfängergeysire, die sicher irgendwann auch mal dran sind Fontänen zu speien. Im Moment steigt in den kleineren Geysiren nur ab und an ein Blub auf.
Unsere ganze Reise lang freuen wir uns schon darauf einmal in einer heißen Quelle unter freiem Himmel zu baden. Heute war es dann so weit. Im Reykjadalur („Rauchtal“) fließt der Reykjadalsá, ein warmer Bach.
Überall steigt hier Dampf aus der Erde auf und auf dem Weg zur Badestelle finden sich immer wieder kochende, nach Eiern duftende Wasserlöcher.
Ein wenig durchgeschwitzt vom Aufstieg kommen wir an der Badestelle an, die praktischerweise mit einem hübschen Holzsteg und Schamwänden zum Umziehen ausgestattet ist.
Um die beste Badestelle zu finden, laufen wir bis zum Ende des Weges, als plötzlich eine junge Frau aus dem Wasser fragt: „Bist du Michael?“ – seine Großcousine urlaubt auch gerade auf Island und badet mit ihren Begleiterinnen in dieser unfassbar schönen Umgebung. Eine nette Überraschung. Kurze Zeit später steigen auch wir am oberen Ende der Badestelle ins heiße Wasser und entspannen uns. Es ist so heiß, dass man sich ab und zu an der Luft abkühlen muss.
Wohlig ermattet machen wir uns auf den Rückweg und treffen auf unsere zotteligen Freunde, die Straßenschafe. Wäre man ein Schaf, man würde auf Island leben wollen. Überall laufen sie frei herum, dürfen sogar ihre Hörner behalten. Sie stehen wie ein Haufen Tratschtanten beisammen, blöken ab und zu und fressen das saftigste Gras.
Morgen beenden wir dann den Besuch des Golden Circle mit dem Þingvellir.