Live by the Internet, die by the Internet

[Mych] Judith und ich kamen ganz schön ins Grübeln, als wir hinter dem Vorhang im Wohnzimmer endlich unseren Telefonhauptanschluss gefunden hatten:

Phone Master Socket

Da sollte im Laufe des Tages Breitband-Internet mit 80 Mbit/s durchgejagt werden, oder so. („GPO“ steht für „General Post Office„. Definitiv ein Telefonanschluss, denn Post kommt da nicht raus.)

Das Loch führt direkt nach außen, und das zweiadrige Kabel dann an der Außenwand nach oben, bis es frei schwingend zum Telefonmast auf der anderen Straßenseite geht und sich dort mit ähnlichen Kabeln der anderen nahe liegenden Häuser vereinigt.

BT hatte uns uns den letzten Tagen auf allen Kommunikationskanälen mit freundlichen Erinnerungen behämmert, dass der nette BT-Installationsmensch am Montag kommen würde: per E-Mail (in doppelter Ausfertigung), per SMS, per Anruf, nochmal per E-Mail (wieder mit Durchschlag) und dann nochmal per SMS. Nicht, dass wir den Termin nicht etwa selbst ausgewählt hätten. Ich frage mich jetzt ernsthaft, wie häufig es wohl in der Praxis vorkommt, dass die BT-Leute vor verschlossenen Wohnungstüren stehen, wenn sie zum vereinbarten Termin auftauchen.

Der BT-Mann kam pünktlich am Morgen, ersetzte das antike Kabel erstmal durch ein deutlich mehr Vertrauen erweckendes schwarzes Netzwerkkabel und wies und netterweise nebenher noch auf unser Regenabflussrohr hin, das zurzeit ein bisschen bedeutungslos und traurig neben dem Ausflussstutzen der Regenrinne zur Seite hängt. (Das müssen wir auch mal reparieren, aber nicht heute.)

BT-Breitband-Internet-Installation

Dann kam ein neues Loch neben einer der Steckdosen im Wohnzimmer durch die Außenwand nach draußen. Und so schnell und leise, wie der BT-Mann mit seinem Akkubohrer durch die fette Wand kam, grüble ich jetzt gerade, aus was die wohl besteht. Pappmaché? Lose aufgeschichteter Sand? Fünfhundert Lagen antiker Tapete?

Wie dem auch sei: Jetzt haben wir im Wohnzimmer eine (erstaunlich voluminöse) nagelneue Anschlussdose von openreach, dem Letzte-Meile-Anbieter von BT, samt angeschlossenem BT-Home-Hub, aus dem das Internet rauskommt.

Die tatsächliche Bandbreite werde sich im Laufe der nächsten Tage noch einpendeln, sagte mir der BT-Mann (offenbar führt BT da jetzt erstmal immer wieder mal Leitungstests von der Vermittlungsstelle zu dem kleinen Internet-Kästchen in unserem Wohnzimmer durch, um die tatsächliche Bandbreite auf das leitungstechnische Optimum hochzudrehen), aber schon jetzt bekomme ich hier in meinem Arbeitszimmer per WLAN ein Mehrfaches der Internet-Geschwindigkeit, die ich in meiner Wohnung in Frankfurt per ADSL bekommen hatte. Und vor allem gehen die Daten in der gleichen hohen Geschwindigkeit, in der sie reinkommen, auch raus — schon jetzt mit gut 13 Mbit/s (von meinem WLAN-angebundenen Notebook aus). Da werden die Kollegen im Hangar bei Videokonferenzen mit Sicherheit jedes Dreitagebarthaar einzeln sehen können …

Mal sehen, auf was für eine fantastische Bandbreite sich die Leitung noch einpendeln wird, und wieviel davon über das WLAN durchkommt. Der Hub — und offensichtlich auch mein Notebook — können beide 802.11n, das angeblich bis zu 150 Mbit/s funken kann. Und mein WLAN-Empfang ist trotz mindestens einer Wand und einer Zimmerdecke hier oben hervorragend … aber dann wiederum ist die Bausubstanz aus Massivtapete wahrscheinlich eh transparent im Gigahertz-Funkbereich.

Daniel aus dem IRC hatte noch die Idee, es eventuell mit PowerLAN-Adaptern über das hausinterne Stromnetz zu versuchen. Wir haben tatsächlich sogar noch zwei von den Dingern, natürlich mit deutschem Stromanschluss, aber vielleicht funktionieren die ja auch mit Steckeradaptern. Der einzige Nachteil, meinte Nico daraufhin, sei, dass PowerLAN „gerüchteweise die komplette Wohnung in einen Mikrowellensender verwandelt“ — aber „um das mit der Strahlung hab ich schon lang aufgegeben, mir Sorgen zu machen“.

Live by the Internet — die by the Internet. Vielleicht kriege ich ja auf diese Weise eine hübsche Bräune an meinem Heimarbeitsplatz.

Live by the Internet, die by the Internet

Was zuletzt geschah

[Mych] Unser Schweigen ist nur äußerlich.

Für Ostern sind unsere beiden Umzüge geplant — meiner kurz davor, Judiths kurz danach –, und die organisatorischen Klimmzüge, die wir dafür machen müssen, haben am Abend nicht viel mehr Energie übrig gelassen als gerade genug für ein leises „Bleh“.

Was, unter anderem, in den letzten drei Wochen geschehen ist:

  • Wir haben den Mietvertrag für das Haus unterzeichnet. Unsere beiden Landladys waren wieder sehr zuvorkommend mit Tee und Gebäck, und das Wetter war fantastisch. Wir haben danach noch zu viert draußen auf der Terrasse in der Sonne gesessen und über Gott und die Welt gequatscht.
  • Wir haben uns ein gemeinsames Haushaltskonto (bei Lloyds) zugelegt, und Judith ist mit ihrem Privatkonto von Santander zu Lloyds umgezogen. Beides dauerte in Summe ungefähr eine Stunde, und auch von ihr wollten sie nicht mehr als ihren deutschen Personalausweis sehen. (Kein Adressnachweis, kein Pass, kein Gehaltsnachweis, nur den Perso.) Zufälligerweise waren wir an den gleichen sympathischen Berater geraten wie vor ein paar Wochen, als ich mein Konto dort eröffnet hatte. Im Online-Banking sehen wir beide jetzt jeweils unser Privat- und unser Haushaltskonto, und Geldüberweisungen vom einen zum anderen sind buchstäblich instantan. (Und Überweisungen zwischen verschiedenen Banken dauern höchstens zwei Stunden. Davon könnte sich das deutsche Bankwesen echt mal ’ne Scheibe abschneiden.)
  • Als Übergangslösung fürs im neuen Haus noch fehlende Internet haben wir uns bei O₂ einen „4G Mobile Broadband“-USB-Stick gekauft, den’s an diesem Wochenende zufälligerweise zum halben Preis gab. Das Ding stellt ein lokales WLAN zur Verfügung und ist schneller als mein alter DSL-Zugang in Frankfurt. (Und der nächste O₂-Funkmast ist zwei Straßenecken von unserem Haus entfernt.)
  • Unsere Logistikpläne für den finalen Umzug über Ostern haben wir zweimal umwerfen müssen, denn niemand will Judiths Hasen transportieren: GermanWings (fliegt von Berlin) nimmt gleich gar keine Tiere mit; Lufthansa (fliegt nur von Frankfurt) würde den Hasen im Laderaum mitnehmen, aber dann müssten wir den alten Herrn für mehrere Stunden alleine lassen; und der EuroStar durch den Eurotunnel lässt auch keine Karnickel im Gepäck zu. Es sei denn, man nimmt es im eigenen Auto über Eurotunnel Le Shuttle durch den Tunnel mit. Also fahre ich zu Karfreitag mit meinem Seat Ibiza nach Berlin und wir alle zusammen dann kurz nach Ostern erst nach Calais, dann durch den Tunnel, und dann weiter bis nach Coventry.
  • Ich habe amüsante und kuriose Dinge beim Zusammenpacken meiner Wohnung gefunden. Aber dazu gibt’s einen separaten Beitrag.

Ein paar Bemerkungen zum Haus:

  • Das Haus ist sowieso toll gelegen. Wenn man hinten durch die Tür im Gartenzaun rausgeht, steht man auf einer Privatstraße, von der aus man durch ein verschlossenes Gatter (zu dem wir einen Schlüssel bekommen) nur noch eine Straßenüberquerung entfernt ist vom Lake View Park — einem tollen, etwas wilden Riesenrasengelände mit anderthalb Flüsschen, keinem See (der war wohl mal geplant, wurde aber nie gebaut), dafür aber kleinen wilden Unterholz- und Baumgrüppchen. Da legen wir einen T4-er Geocache hin.
  • Wir haben den Grundriss unserer fünf Zimmer in SketchUp aufgemalt und auf diese Weise herausgefunden, dass wir in diesen Zimmern insgesamt etwa 50 Quadratmeter an Wohnfläche haben (plus Flur, Küche, Bad, Terasse, Abstellkammer, Garten, und Gartenklo). Aber wir haben’s tatsächlich geschafft, alle von Judiths Möbeln und den größeren Teil von meinen sinnvoll (virtuell) unterzubringen.
  • Angeblich bekommt man bei unserer neuen Adresse Glasfaser-Internet mit einer Bandbreite, die meinen klapprigen DSL-Zugang in Frankfurt alt aussehen lässt.
  • Ein paar der schönen alten Holzmöbel, die im Haus standen, haben wir übernommen; und Judiths Frage, ob sie vielleicht den einen oder anderen altersbedingten Makel durch Abschleifen und Neulackieren reparieren dürfte, wurde bedenkenlos bejaht. Da sind die ersten paar handwerklichen Projekte ja schon vorbestimmt.
  • Wir wissen noch nicht so recht, wie man die gasbetriebenen Kamine in Wohn- und Esszimmer anfeuert. Es gibt eine Anleitung mit ungefähr zwanzig einfachen Schritten, die durchgeführt werden müssen. Die werden wir einfach mal systematisch durchprobieren. (Marys Ansatz per Intuition funktionierte jedenfalls nicht auf Anhieb.)
Was zuletzt geschah