Weinerei

[Mych] Wein ist im Tesco Superstore ganz schön teuer: Man findet kaum einen unter £6 (das sind gut 7€) — und nach oben ist die Skala natürlich offen. Zum Vergleich: In meinem Rewe-Markt hier um die Ecke in Deutschland gibt’s die günstigsten Flaschen schon ab 2€, und für meine Lieblingsweine lege ich kaum jemals mehr als 5€ hin.

Judith und ich haben erst spekuliert, dass das wahrscheinlich daran liegt, dass die ganzen Weinflaschen ja erstmal übers Wasser auf die Insel kommen müssen — es gibt tatsächlich britischen Weinbau, aber im Supermarkt gesehen habe ich noch nichts davon. (In England ist übrigens auch Kontinentaleuropa „Übersee“. Das ist für uns Kontinentaleuropäer erstmal etwas verwirrend, weil wir „Übersee“ normalerweise mit „jenseits des Atlantiks“ assoziieren, aber es ist natürlich technisch korrekt.)

Andererseits kommen auch die meisten Weine in meinem Rewe-Markt nicht aus Hessen, und selbst unser Lieblings-Spätburgunder aus Südbaden oder ein Cabernet Sauvignon von der Biscaya kostet keine 7€, ganz zu schweigen von den Weinen aus Kalifornien oder Australien. Das allein kann’s also eigentlich nicht sein.

Die Erklärung ist, zumindest zum Teil, viel simpler: die Steuer.

In Deutschland gibt’s zwar die Schaumweinsteuer und die Branntweinsteuer, aber für schlichten (nicht prickelnden, nicht verstärkten) Wein zahlt man nichts. (Letzteres ist nicht zu verwechseln mit „Es gibt keine Steuer auf Wein in Deutschland“ — doch, es gibt eine, aber sie ist auf 0% festgelegt. Für irgendjemanden ist diese Unterscheidung sicher sehr wichtig.)

In England hingegen gibt’s keine Sonderlocke für Wein — da schlägt die dortige Alkoholsteuer voll zu. Für einen normalen Wein mit so zwischen 10% und 12% Alkoholgehalt zahlt man gut £2 an Verbrauchssteuer für die typische 750-ml-Flasche (plus Mehrwertsteuer, die’s natürlich auch in England gibt).

Für Leute mit persönlichen Verbindungen nach Deutschland (wie uns) gibt’s allerdings einen Weg, wie wir von unserem heimatlichen vorteilhaften Weinsteuersatz profitieren können: Wir können uns Wein als Geschenk mitbringen lassen, wenn wir Besuch aus der Heimat bekommen. Wer aus einem (anderen) EU-Land nach Großbritannien kommt, darf Wein, der zum Eigenbedarf oder als Geschenk beabsichtigt ist, zollfrei einführen.

Achtung: Sobald man Geld dafür bekommt (auch einfach nur den ausgelegten Kaufpreis!), gilt die Zollfreiheit nicht mehr — es muss ein Geschenk sein. (Oder man muss alles selbst trinken wollen.) Und natürlich darf man keine 750-ml-Weinflasche im Handgepäck mit sich führen, weil man damit ja das Flugzeug in die Luft zu sprengen versuchen könnte. Und wenn man mehr als 90 Liter Wein auf einmal zu importieren versucht, wird man sich fast mit Sicherheit einige pointierte Fragen des Zolls zu seinen Trinkgewohnheiten gefallen lassen müssen.

Weinerei

6 Gedanken zu „Weinerei

  1. Uschi schreibt:

    Na aber hallo,das ist doch nicht etwa ein Wink mit den Zaunlatten 😉 ?
    Doch Spaß beiseite – gut zu wissen,denn auch wir trinken ja gerne Wein und müssen bei Besuchen unsere Koffer aufrüsten. Das ist ok,denn so weiß man immer,was man schenken kann und ich hab auch noch was davon- hi hi.So eine Flasche kann ja locker neben einer Zahnbürste gelagert werden.
    Leider dauerts noch, bis wir mal zu Besuch kommen,aber wir freuen uns jetzt schon drauf! Bis dahin habt Ihr bestimmt erkundet,welche der vielen Burgen und anderen Sehenswürdigkeiten sich für uns besonders lohnen;vielleicht auch mal ein Picknick mit Kuchen und Wein in die nähere Umgebung.Doch nun genug geschwafelt.
    Freuen uns auf die nächste Fortsetzung.Eure Havemänner

  2. Odin schreibt:

    Gut zu wissen. Also wenn wir zum Besuch kommen bringen wir auch Wein mit. Details zur Einkaufsliste klären wir dann noch 😉 Aber sehr interessant war der Hinweis mit den 0% Steuersatz in Deutschland. Das war mir neu und irgendwie typisch Deutsch.

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