Schokomutterhasen

[Mych] Dass man dieser Jahre schon im Spätsommer die ersten Dominosteine und zu Weihnachtsmännern transmutierten Osterhasen zu kaufen bekommt, kennt man ja schon.

Immerhin stimmt da die Reihenfolge.

Aber Muttertags-Marketing schon vor Ostern? Die Läden in Coventry sind seid Wochen voll davon. Stürzt das die Schokohasen nicht in eine Identitätskrise?

Tatsache: Die Briten feiern ihre Mütter im März. Mitten in der österlichen Fastenzeit, weil man da nämlich besonders fröhlich sein soll (gemessen daran, dass man seit Wochen am Fasten ist). Und sie nennen ihn Mothering Sunday – Bemutterungssonntag, sozusagen.

Der deutsche Muttertag ist ja bekanntermaßen nach guter alter USA-nischer Tradition erst Mitte Mai. (Die amerikanische Begründerin dieses Festtags hatte irgendwann begonnen, ihn wieder abschaffen zu wollen, nachdem die Blumen- und Schokoladenindustrie davon Wind bekommen hatte. Das scheint nicht geklappt zu haben.)

Naja. So kam es jedenfalls, dass ich im Nahverkehrszug zwischen Basel und Rheinfelden einer (durchaus netten) Zollbeamtin erklären durfte, dass ich für meine Mutter Süßkram für den „englischen Muttertag“ im Koffer hatte.

Frohen englischen Muttertag!

Schokomutterhasen

Weihnachtsimport

[Mych] In Birmingham gibt’s einen Weihnachtsimport aus Deutschland: den – räusper – Birminghamer Frankfurter Weihnachtsmarkt.

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Was der Birminghamer Frankfurter Weihnachtsmarkt dem Frankfurter Frankfurter Weihnachtsmarkt voraus hat:

  • Bierausschank in großem Stil. Engländer liiieben ihr Bier. Dazu passend: haufenweise Weihnachtsmarktbesucher mit Bierglas statt Glühweinbecher in der Hand.
  • Musikanten, die sich keinen Deut darum scheren, dass Weihnachten ist. (Oder sein soll.)
  • Ein Riesenrad. (Kein sehr riesiges, aber trotzdem.)
  • Rentier-Burger, Straußen-Burger (mehrere Stände!) und asiatische Nudelsuppe.

Was der Birminghamer Frankfurter Weihnachtsmarkt nicht hat:

  • Raclette und Käsefondue. (Das macht mich sehr, sehr traurig.)
  • Einen Weihnachtsbaum.
  • Kunsthandwerk in nennenswertem Maße. (Es gibt aber sehr wohl einen dedizierten Kunsthandwerksmarkt auf dem Weihnachtsmarkt. Da wird, hmm, kunstvoller Tinnef verkauft? Und kunstvoller Cider.)
  • Gar zu viel deutsches Personal in den (durchgehend deutsch beschrifteten) Fressständen. Die sind wohl alle auf den buchstäblich tausenden Weihnachtsmärkten in Deutschland. England bekommt statt dessen die Rumänen.
  • Schnee. Oder wenigstens kühle Temperaturen.

Was beide haben:

  • Original Frankfurter Bratwurst, in Einheiten von halben Metern (alias „1.64 feet“) verkauft.
  • Glühwein! Immerhin. Und gebrannte Mandeln, und Crêpes, und Mohrenk… – sorry, Schokoküsse (die hier in England als „Marshmallows“ verkauft werden).
  • Ein Karussell. Das macht wahrscheinlich den Frankfurt-Aspekt aus.
  • Tinnef in allen Preisklassen.

Was beide nicht haben:

  • Platz zum Umfallen. (Sogar schon um 11 Uhr morgens.)

(Danke an John James, unbekannterweise, für das Foto; Beschnitt von mir.)

Weihnachtsimport

Fun Fact #7

[Mych] Diese Straße gibt’s südlich vom Hauptbahnhof in Coventry:

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„Toll“, dachte ich mir. „Das ist ja so wie Weihnachten — Christmas — nur nicht für Chris, sondern für mich!“

Einer der beiden Freunde aus London, die mit uns an dieser Bushaltestelle auf den Bus nach Warwick warteten, erläuterte uns sogleich, was es damit auf sich hat: Michaelmas ist das Fest des Heiligen Michael. (Da lag ich also gar nicht so falsch.) Der ist der Erste meines Namens, und man feierte ihn bis ins 18. Jahrhundert am 29. September jedes Jahres.

Traditionell wird (wurde?) an Michaelmas (gesprochen: „Mickelmess“) eine ordentlich fette Gans verzehrt — und zwar wohlgemerkt aus dem abstrakten Grund, dass man sich auf diese Weise vor Finanzproblemen im nächsten Jahr schützen kann. (Wenn’s nicht klappt, muss man wenigstens nicht noch eine Gans durchfüttern.) Und man sollte es unbedingt vermeiden, nach Michaelmas — wenn man das nach der noch älteren Tradition erst am 11. Oktober feiert — Brombeeren zu pflücken, weil nämlich irgendwann vor langer Zeit mal jemand in einen Brombeerbusch gefallen ist und sich darüber geärgert hat.

(alle Fun Facts)

Fun Fact #7