Skyewalkers: York

[Maus] Unser letzter Urlaubstag. Wir beginnen ihn mit strahlendem Sonnenschein in Saltburn-by-the-Sea und brechen auf zu unserem letzten Ziel – Jórvik (Pferdebucht). Die ursprünglich im Jahre 71 nach Christi Geburt in der Römerzeit gegründete Stadt hieß eigentlich Eboracum. Doch nachdem die Wikinger die Gegend besiedelten, wurde die Stadt in Jórvik umbenannt: das heutige York.

In York gibt es viel zu sehen, und man braucht sicher mehr Zeit als ein paar Stunden, um es in Gänze gesehen zu haben. Wir beginnen mit The Shambles, einer alten Straße mit Gebäuden, die in den oberen Etagen in die Straße hineinragen. Einige Gebäude sind noch aus dem 14. Jahrhundert. Kleine Geschäfte mit Krimskrams, Tee, Fudge und Spielzeug laden zum Bummeln und Verweilen ein. Außerdem entdecken wir in der Nähe des York Minster einen Vom Fass-Laden.

Wir ergründen die Geschichte Yorks im Jórvik Viking Centre. An der Stelle, an der das Museum heute steht, hat man Ende der Siebziger Jahre bei Ausgrabungen Überreste der Wikingerstadt gefunden – darunter drei sehr gut erhaltene Skelette, Münzen und dazu passende Münzprägestempel und auch, als eine Besonderheit, ein vollständig erhaltener Koprolith. Dieser, auf deutsch Kotstein genannte, Koprolith gab den Archäologen Aufschluss über die Nahrung zu dieser Zeit und brachte außerdem jede Menge Würmer zu Tage, unter denen die Menschen dieser Zeit arg zu leiden hatten.

Die Ausstellung beginnt über einer Replik der Ausgrabungsstelle. Wir laufen über einen Glasboden und können die Überrese von zwei Häusern betrachten. Es geht weiter mit einer Fahrt in einer Gondel durch das historische Jórvik. Man hat dort Szenen aufgebaut und über Lautsprecher wird erklärt, was man sieht. Ich nehme außerdem unterschiedlichste Gerüche war.

Jede Menge Ausgrabungsfunde sind ausgestellt, aber ich finde, das Highlight sind die als Wikinger verkleideten Museumsmitarbeiter, die sehr detailliert den Alltag als Wikinger erklären und an Ausstellungsstücken demonstrieren, wie es wohl damals gewesen sein muss. Ein Schlückchen Met und ein Happen Stockfisch bringt uns die Geschichte Jórviks gleich noch ein wenig näher.

Michael probiert auch eine Interpretation eines Wikingerhelmes an – es gibt nur sehr wenige Fundstücke, und keines dieser Fundstücke hat Hörner. Zum Schluss lasse ich mir noch eine Zinnmünze prägen; mit den Repliken der beiden vor Ort gefundenen Münzprägestempel. Diese Münze fügt sich hervorragend in meine Penny Press-Münzsammlung ein.

Wilhelm der Eroberer ließ in der Wikingerstadt im Jahre 1068 das York Castle errichten, um seine Machtposition zu verteidigen. Die Überreste des York Castle, Clifford’s Tower, kann man heute noch besichtigen. Viel mehr ist von dem Schloss nicht übrig geblieben.

Der Turm ist ein wenig schief. Nach der Erbauung hatte man festgestellt, dass er sich auf einer Seite absenkte und musste deshalb auf einer Seite zusätzlich Balken in den Innenräumen anbringen, weil die Originalbalken nun zu kurz waren.

Zum Abschluss lassen wir uns bei schönstem Geocacherwetter mit Hilfe eines Geocaches durch York führen. Leider konnten wir aufgrund erhöhten Muggelaufkommens die Dose nicht bergen.

Als wir zu Hause ankommen, verteilen wir unsere Schätze auf dem Wohnzimmertisch und lassen den Urlaub noch einmal Revue passieren. Schön war’s – und leider viel zu kurz.

Skyewalkers: York

Skyewalkers: Saltburn-by-the-Sea

[Mych] Wir brechen früh auf. Edinburgh ist eine interessante Stadt, aber wir können in der verfügbaren Zeit jetzt auf unserem Rückweg ohnehin kaum ein Zehntel davon sehen. Irgendwann kommen wir wieder, versprochen.

Unser einziger Zwischenstopp heute auf dem Weg gen Süden soll Alnwick Castle sein. Diese Burg als „gut erhalten“ zu bezeichnen täte ihr Unrecht; sie ist in perfektem Zustand, denn sie dient ihren Eigentümern nach wie vor als Alltagswohnsitz. Naja, nicht im Sommer natürlich, denn dann sind die Percys alle auf ihrem Sommersitz.

Sommers werden hier Filme gedreht – nicht zuletzt Harry Potter – und es darf sich die Öffentlichkeit die Burg anschauen. Der Komplex ist riesig. Viele Türen sind verschlossen und als „privat“ markiert, aber es gibt eine Reihe von Ausstellungen mit militärischem Hintergrund, eine ganze Reihe von Programmangeboten, und man darf sogar in die Wohngemächer Einblick nehmen. Dort drin sind überall Angestellte präsent, die ein wachsames Auge auf die Besucher haben, aber auch freundlich auf Details der Möbel und anderen Gegenstände aufmerksam machen, die man sonst vielleicht übersehen würde.

Die Bibliothek haut mich vom Hocker. Ein Raum mit riesigen Fenstern, zwei Etagen hoch. An den Wänden: Regale voller elegant eingebundener Bücher, vom Boden bis unter die Decke. Auf mittlerer Höhe des Raums ist ein schmaler Balkon. Man kann nur die Mitte des Raumes betreten – der Rest ist mit einer schweren Kordel abgesperrt. An einem Ende des Raums befindet sich ein moderner Flachbildfernseher mit gewaltiger Bilddiagonale. Schräg gegenüber sind verschiedene Möbel gegen die Wand gerückt worden, darunter ein Kicker. Die moderne Einrichtung ist ein Kontrast zur altehrwürdigen und fügt sich zugleich ganz natürlich in sie ein – ja, hier wohnt jemand.

Wir hatten unseren Besuch in Alnwick mit einem Multi-Cache begonnen, der uns an einigen Sehenswürdigkeiten dieser charmanten kleinen mittelalterlichen Stadt vorbei geführt hat. Den holen wir uns jetzt, bevor wir weiterfahren.

(Auf unserem Weg durch Alnwick waren wir an zwei jungen Frauen vorbei gekommen, die sich fröhlich, aber mit einigen Schwierigkeiten bergauf mühten, denn eine von ihnen hatte ihren Fuß im Verband und nur eine Art Rollator als Hilfe. Wir boten unsere Unterstützung an, die dankend abgelehnt wurde, und plauderten ein Weilchen nett mit den beiden. Zuletzt stellten sie sich als Mormonen vor und wollten uns dazu animieren, uns mal ein paar Videos auf der Website ihrer Kirche anzuschauen. Ich weiß immer noch nicht, wie ich in einem ansonsten netten Gespräch freundlich ausdrücken soll, dass ich überhaupt keine Neigung habe, mit einer Fünf-Minuten-Bekanntschaft über meine Lebensphilosophie zu diskutieren.)

Gute anderthalb Stunden später sind wir an unserem heutigen Ziel angekommen: Saltburn-by-the-Sea.

Ursprünglich hatten wir gehofft, in York unseren heutigen Stopp machen zu können, aber das erwies sich als unbezahlbar; daraufhin hatte ich, nur mit Wikipedia zur Seite, Hartlepool als potenziell nettes Örtchen identifiziert und sogar schon ein Hotel gebucht, aber unser Freund/Verwandter aus London hob nur die Augenbrauen, als wir davon erzählten. Von ihm ist der Vorschlag, statt dessen nach Saltburn zu gehen. Wir werden so wohl nie rausfinden, ob die beiden Kühltürme mitten in einer Stadt, die wir von der Schnellstraße aus gesehen haben, zu Hartlepool gehören oder nicht; vielleicht besser so.

Wir wohnen heute Nacht im Spa Hotel, von dessen Parkplatz aus man die wilde Brandung der Nordsee unten am Strand sehen kann. Es windet heftig. Jane, die Dame vom Empfang, führt uns durch verwinkelte Gänge an ein paar gemütlich wirkenden Couch-Ecken vorbei und über mehrere Treppenaufgänge zu unserem Zimmer. Sogar von dort aus haben wir einen Blick auf die Brandung und die roten Klippen, die den Sandstrand nach Süden hin begrenzen.

Wir sind am späten Nachmittag angekommen und haben noch eine Menge Zeit. Unser Hotel ist ungefähr auf Höhe der oberen Station des viktorianischen Cliff Lifts. Ein Pfund pro Person kostet es, damit die paar Dutzend Meter Höhenunterschied zum Strand zu überwinden – das gönnen wir uns. Nachdem wir eingestiegen sind und die Türen von der Dame an der oberen Station geschlossen wurden, wird mit gewaltigem Rauschen ein Wassertank an unserem Wagen gefüllt, und er setzt sich angesichts seines so gestiegenen Gewichts gemächlich nach unten in Bewegung, während ihm der gegenläufige Wagen von unten entgegen kommt.

Unten gehen wir bis zum Ende des Piers, der bei der Talstation des Klippenlifts beginnt – der Wind ist erklecklich; Judiths neuer Tweed-Hut, den sie in Dunvegan gekauft hatte, sitzt sicher auf ihrem Kopf, aber ich muss meinen sichern –, schlendern wir am Strand entlang, und finden ein Restaurant mit wunderschönem Blick auf die wilde See, in dem wir zum Abschluss unseres Urlaubs nochmal richtig schön Meeresfrüchte essen können, bevor wir morgen wieder zurück ins Inland fahren müssen.

Skyewalkers: Saltburn-by-the-Sea

Skyewalkers: Edinburgh

[Maus] Ein Whisky am Morgen vertreibt Wolken und Sorgen, oder so. Getreu diesem Motto haben wir unseren Tag mit einer Tour durch die Dalwhinnie-Destillerie begonnen.

Das gibt uns die Gelegenheit, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken. Wichtigste Unterschiede: die Länge der Räucherzeit über Torfrauch – je länger, desto rauchiger; die Länge der Gärungszeit – je länger, desto süßer die Aromen; die Form der Kupferkessel – jede Destillerie hat ihre eigene Kupferkesselform, denn die Dauer des Kontakts des destillierten Alkohols zum Kupfer spielt eine wichtige Rolle bei der Aromaentfaltung. Während der Tour reicht unser Führer ein Glas 24 Jahre im Fass gereiften Whisky herum und bittet uns, nachdem wir daran geschnuppert haben, etwas davon auf unserer Handoberfläche zu verteilen und trocknen zu lassen. Wir schnuppern an unseren Händen und sind überrascht, dass Dalwhinnie-Whisky ein herrliches Vanille-Parfüm mit Holznote abgibt.

Die Tour endet, wie schon in der Talisker-Destillerie, mit einer Verkostung. Deutlich schmeckt man den Unterschied. Talisker ist viel rauchiger und, wie man hier sagt, pfeffrig. Dalwhinnie ist dagegen mild und süß und passt hervorragend zu dem Stückchen Schokolade, das man uns zur Verkostung reicht.

Die langen Strecken, die wir zurücklegen, unterbrechen wir, indem wir Sehenswürdigkeiten anfahren. Michael hat uns für heute die Stanley Mills ausgesucht. Wir lesen auf deren Webseite: mit interaktiver Ausstellung. Unsere Erwartungen sind nicht besonders hoch.

Als wir ankommen, erblicken wir ein riesiges Gelände, auf dem sich offenbar auch Wohnungen befinden. In der Ausstellung erfahren wir, dass das Gebäude, nachdem man die Mühle 1989 schließen musste, quasi zum Lost Place wurde und total verkam. Einige Enthusiasten retteten das Gebäude und verwirklichten dort eine der besten interaktiven Austellungen, die ich je besucht habe. Michael und ich spielen uns durch die Räume und sind froh, hier Halt gemacht zu haben.

Weiter geht’s nach Doune Castle. Wir gingen eigentlich davon aus, Winterfell (aus „Game of Thrones“) zu besuchen, doch mussten feststellen, dass dort lediglich für die Pilotfolge ein paar Außenaufnahmen gemacht wurden. Allerdings wurden dort sehr viele Szenen für Monty Python and the Holy Grail („Die Ritter der Kokosnuß“) gedreht.

Wir haben uns eine Audiotour geben lassen und wandeln durch die sehr gut erhaltene Burg. Ich staune über die Größe der Feuerstelle in der Küche – sie erstreckt sich über die gesamte Breite des Raumes und Michael kann aufrecht darin stehen.

Zwischendrin hören wir zu den Räumen passend Szenen aus dem Film („Monty Python und der heilige Gral“). Mein persönlicher Favorit: „Your mother was a hamster and your father smelt of elderberries!“ – „Deine Mutter war ein Hamster und dein Vater roch nach Holunderbeeren“. Schlimmer kann eine Beleidigung ja wohl kaum sein.

Das Wetter spielt wieder einmal perfekt mit und hält sich an unsere goldene Reiseregel. Sind wir nicht im Auto, scheint die Sonne, sobald wir von drinnen die Autotüren schließen, regnet es.

Fazit: Wir müssen unbedingt diesen Film noch einmal ansehen und erkennen dann sicher auch Doune Castle wieder.

Die letzte Etappe für heute führt uns nach Edinburgh. Nach all der Natur und Ruhe ist das erst einmal ein kleiner Kulturschock. Doch die Stadt entpuppt sich als wunderschön. An einigen Stellen hat sie sogar zwei Etagen. Leider kommen wir so spät an, dass die meisten Sehenswürdigkeiten schon geschlossen sind, aber was uns erstaunt, ist das sehr gut ausgebaute öffentliche Verkehrnetz. Soviele Buslinien und Busse haben wir in Großbritannien noch nie gesehen (Ausnahme: London, aber das zählt nicht). Noch etwas fällt auf: Es ist nach sechs und es sind immer noch einige Geschäfte offen; und die Krankenwagen schalten ihre Sirenen immer nur sehr kurz an. Na sowas, denken wir, fast so wie auf dem Kontinent.

Skyewalkers: Edinburgh

Skyewalkers: Inverness

[Mych] „The Three Chimneys and the House Over-By“ passierte gestern noch, nachdem Judith ihren Blog-Beitrag geschrieben hatte; darum erzähle ich jetzt davon.

Auf Skye was Nettes zum Abendessen zu finden ist nicht ganz simpel, denn alle Restaurants sind normalerweise schon auf Wochen ausgebucht. Am ersten Abend hatten wir glücklicherweise noch kurzfristig einen Tisch im Restaurant gegenüber unserem B&B bekommen (und sehr leckeres Huhn mit Haggis gegessen); für gestern Abend hatte uns Nicky, unsere sehr nette B&B-Gastgeberin, einen Tisch in „The Old School Restaurant“ besorgen können, in dem wir einen fantastischen Meeresfrüchteteller bekommen hatten; und für gestern, unseren letzten Abend auf Skye, waren wir der Empfehlung eines Freunds/Verwandten aus London gefolgt und hatten eine Reservierung bei „The Three Chimneys“ gemacht. „Ohh, how posh!“, kommentierte Nicky mit erhobener Augenbraue. Der einzige noch freie Tisch war um Viertel vor zehn verfügbar – großzügig Zeit nach unseren Tagesbeschäftigungen.

Um halb neun holte uns Donda mit seinem Taxi ab und entpuppte sich als sehr netter, sehr höflicher älterer Herr im grauen Tweed-Jackett, der uns die Tür zu seinem Wagen aufhielt und sich mit uns auf der zehnminüten Fahrt nett unterhielt.

The Three Chimneys„, hatte uns unser Freund/Verwandter gewarnt, ist sehr gut, und sehr teuer. In der Tat kann man für den Preis schon des regulären Menüs woanders ohne weiteres zu zweit sehr gut essen und trinken. Donda begleitete uns mit ins „House Over-By“, das Haus gegenüber dem eigentlichen Restaurant, begrüßte die Frau am Empfang beim Vornamen und stellte uns vor; dann verabschiedete er sich bis später, wenn er uns nach unserem Abendessen wieder abholen würde.

Wir hatten noch einige Zeit zu überbrücken, bis wir einen freien Tisch bekommen würden, und vertrieben uns die in gemütlichen Sesseln mit Gin & Tonic, gedämpfter Plauderei und einem sehr amüsanten angeregten Austausch mit einer amerikanischen Familie mit Sohn und Tochter, die aus Kalifornien angereist waren und gerade, so gegen zehn Uhr abends, noch zu einem Nightcup nach ihrem Essen im „House Over-By“ eintrudelten; sie hatten ihr Mahl kurz nach sechs begonnen.

Es dauerte etwas länger, bis unser Tisch tatsächlich frei wurde, wofür man sich bei uns wiederholt und mit dem Ausdruck tiefster Zerknirschung entschuldigte. Es war nicht schlimm – wir waren gut gelaunt und wohl unterhalten. So gegen halb elf bat man uns dann endlich tatsächlich zu Tisch, in einem eher kleinen Speiseraum mit Natursteinmauern und gedämpfter Beleuchtung. Wir entschieden uns für das Fünf-Gänge-Menü (statt des Acht-Gänge-Menüs), entschieden uns für unsere Vor- und Hauptspeise, und bekamen im Laufe der nächsten zwei Stunden Essen serviert, wie ich es brillanter noch nicht erlebt hatte. Wir hatten eine Kaninchenterrine zum Niederknien, butterzarte rosarote Taubenbrust, ein wundervolles und subtiles Hauptgericht mit Heilbutt (ich) bzw. Lammfilet (Judith); wir tranken einen guten Cabernet Sauvignon dazu, ich schwelgte in einer Komposition aus warmer/kalter süßer/salziger Schokolade/Karamel mit einem eleganten Portwein, während Judith Limonencreme und Mandelkuchen mit einem kanadischen Eiswein genoss.

Donda setzte uns um halb zwei wieder vor unserem B&B ab.

Heute Morgen stehen wir trotzdem recht früh auf. Wir müssen abreisen; wir wären gerne noch länger geblieben. Nicky überreicht uns unsere Handschuhe, die wir gestern klatschnass nach Hause gebracht hatten und die über Nacht im Waschkeller kaum trockener geworden sind. Wie es uns gefallen hat, fragt sie; „Perfekt“, antworte ich.

Unser erstes Zwischenziel ist die Talisker-Whisky-Brennerei – die einzige Brennerei auf Skye; jedem Whisky-Liebhaber ein Begriff. Wir haben eine Tour gebucht und ein bisschen Zeit, bevor sie anfängt, aber Carbost, wo sie angesiedelt ist, ist ein eher nichtssagendes Örtchen am Ufer des Loch Harport.

Die Tour durch die Brennerei an sich ist aber hochinteressant. Ich realisiere erst hier, dass der rauchige Geschmack mancher Whiskys buchstäblich daher kommt, dass das Malz über Rauch getrocknet wird – Rauch aus Torf im Fall von Talisker. (Früher wurde der komplette Trocknungsvorgang über Torffeuer durchgeführt. Heute sorgt man anderweitig für Hitze und benutzt den Rauch nur noch um des Geschmacks willen.)

Ich realisiere ebenfalls, dass die ersten Schritte in der Whisky-Herstellung mit denen in der Bierherstellung identisch sind. Tatsächlich ist das erste Zwischenprodukt eine Art Starkbier ohne Hopfen, das dann zweimal destilliert wird und zuletzt für ein paar Jahre in einem Holzfass verschwindet.

Die resolute Frau, die uns den Vorgang kompetent erklärt, führt uns durch die verschiedenen Produktionsbereiche. Ein appetitlicher Geruch hängt in der Luft. Wir sehen den Spirit Safe, durch den hinter (aus steuerrechtlichen Gründen per Vorhängeschloss verschlossenen) Glastüren die gesamte Produktion fließt – ein konstanter Strom kristallklarer Flüssigkeit; aber nicht viel mehr als der Wasserstrom, mit dem man vielleicht eine Badewanne füllen würde, in überraschendem Kontrast mit den gewaltigen Dimensionen der kupfernen Destillierkessel hinter uns.

Zuletzt werden wir zum Lagerhaus geführt. Wir können es leider nicht betreten, aber wir können durch eine Glaswand hineinschauen. In gedämpftem Licht schlummern Fässer über Fässer; auf denen, die uns am nächsten sind, ist in Schablonenschrift die Jahreszahl „1979“ gemalt. Wir erfahren, dass schottischer Whisky fast grundsätzlich in ausgedienten Bourbon-Fässern gelagert wird, die in Einzelteilen aus Amerika nach Schottland verschifft und dort zu Fässern mit etwas größerem Volumen wieder zusammengesetzt werden. Es gäbe dankenswerterweise gute Versorgung mit alten Bourbon-Fässern, erklärt die Frau, denn in den USA muss Bourbon per Gesetz grundsätzlich immer in brandneuen Fässern eingelagert werden – ein Gesetz, das wohlgemerkt der Arbeitsabsicherung amerikanischer Fassbinder entsprungen war, nicht etwa geschmacklichen Erwägungen der Bourbon-Whisk(e)y-Erzeuger. Zwanzig Millionen Fässer Whisky reifen in Schottland zu jeder Zeit heran, schätzt man; Schotten gibt es ungefähr fünf Millionen.

Eine Stunde weiter auf unserem Weg nach Inverness halten wir bei Eilean Donan Castle an. Eine schöne, sehr gut erhaltene Burg auf einem winzigen Inselchen einige zehn Meter im Wasser, wo sich Loch Long und Loch Aish mit Loch Duich treffen.

Der gute Zustand der Burg ist kein Zufall, denn das Gemäuer stammt in seiner heutigen Form aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Zuvor hatte die Burg für fast dreihundert Jahre als Ruine darnieder gelegen – schottische jakobitische Aufständler hatten sie im April 1719 besetzt; einen Monat später wurde die Burg von englischen Fregatten nach einem misslungenen Verhandlungsversuch zuerst in Grund und Boden geschossen und schließlich mit dreihundert Fass Schießpulver gesprengt.

1912 erwarb ein Schotte die Ruine, fand einen gleichgesinnten Steinmetz vor Ort, baute sie nach alten Plänen wieder originalgetreu auf und lebte noch ein paar Jahre darin, bevor er starb. Heute gehen wir durch die opulent eingerichteten Räume, in denen er seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Nochmal eine Stunde weiter, kurz vor Inverness, steht die Ruine von Urquhart Castle. Zwischenzeitlich ist die Sonne herausgekommen und wirft goldenes Licht auf das alte Gemäuer.

Auch diese Burg wurde von Engländern gesprengt – nicht während, sondern nach dem Ende des Jakobitenaufstands; die englische Besatzung jagte das Torhaus in die Luft, als sie die Burg geordnet verließ, damit sie womöglich nochmal aufkeimenden Jakobitenaufständlern nicht als Festung dienen könnte. Später wurde sie von den Bewohnern der Nachbarorte um ihrer gebrauchsfertig behauenen Steine geplündert. Wir haben einen schönen Blick auf Loch Ness von den Aussichtspunkten, die sich in den Türmen und Gebäuden der alten Burg finden.

Schließlich kommen wir am frühen Abend in Inverness an. Unsere Gastgeberin gibt uns eine Touristenkarte der Stadt und empfiehlt einige Restaurants fürs Abendessen. Wir müssen nur ein paar Minuten laufen, bis wir über eine schwankende Fußgängerbrücke über den Fluss Ness in die kleine Innenstadt von Inverness gelangen.

Wir spazieren an der „Ivy Bar“ vorbei, die sich schottische Tapas auf die Fahnen schreibt – das klingt spannend, also gehen wir rein. Und so gelangen wir heute Abend an ein Craft Beer, an Haggis-Fleischbällchen-Tapas, Black Pudding-Tapas mit Apfel, an Cullen Skink-Tapas mit Sahnehäubchen und noch ein paar mehr. Am Ende bestellen wir noch ein Weiße-Schokolade-Mousse, das ganz fabelhaft präsentiert ankommt.

Ein schöner Konterpunkt zu unserem gestrigen Abendessen.

Skyewalkers: Inverness

Bei Ritters zu Haus

[Maus] Wir leben schon längere Zeit am Rande des Warwickshire, aber ein Ausflug zum berühmten Warwick Castle stand immer noch an. Es bot sich die Gelegenheit für einen solchen Ausflug, als wir Besuch aus der Heimat bekamen.

Wirft man einen Blick auf die Website des Warwick Castle, fällt einem sogleich ins Auge, dass eine gewisse Ähnlichkeit zu einer bestimmten Sorte Attraktion besteht – die Website schreit einem entgegen: „Willkommen im Themenpark Mittelalter!“ So ein Themenpark hat ja üblicherweise auch saftige Preise, und der Anschlag an der Kasse bekräftigte diese Theorie nur. Stolze £24 pro Nase wollen sie für einen Eintritt ohne zusätzliche Attraktionen. (Ich komme später noch auf einige von denen zurück.)

Ich höre hier übrigens nur selten jemanden das Wort pound benutzen, wenn es darum geht, wieviel etwas kostet. Statt dessen sagt man hier quid – lateinisch für „irgendwas halt“.

Zu unserem Glück mussten wir jedoch keine £24 pro Person hinblättern, denn wir hatten 2-for-1 Vouchers: Gutscheine, mit denen zwei Personen für den Preis für eine Eintritt erhalten. Die hatten wir von unserem nahegelegenen Supermarkt in Form eines Aufdrucks auf der Rückseite unserer Kassenbons bekommen. Dieser Preis schien mir dann insgesamt auch angemessener.

Tatsächlich bekommt man Einiges geboten für sein Geld. Wir begannen unsere Schlosstour mit einem kleinen Imbiss, und dann gingen wir zu einer Greifvogelflugvorführung (so ein schönes langes Wort kann man nur im Deutschen kreieren).

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Überall auf dem Gelände befinden sich kleine Stände, an denen man für kleines oder großes Geld seine Kinder beglücken kann. So kann man beispielsweise Bogenschießen üben oder seiner Tochter eine pinkfarbene Ritterkluft kaufen, aber für Ersteres fehlte uns die Zeit, und für Letzteres die rosa Tochter. Statt dessen stiegen wir auf die vorhandene Burgmotte (Ethelfledas Hügel), die dazu diente, Angreifer rechtzeitig auszumachen. Von dort aus hat man zur einen Seite blickt man über den Burghof, und in der anderen Richtung hat man einen herrlichen Blick auf die sanften Hügel der Umgebung – und auf das größte funktionsfähige Trebuchet der Welt.

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Unsere selbstgewählte Tour führte uns nun in eine Ausstellung mit dem Namen „The Kingmaker“ – benannt nach Richard Neville, Earl von Warwick, der seinerzeit gleich zwei englischen Königen zum Thron verholfen hatte. Die ganze Burg wird von Wachsfiguren bevölkert, die so wirken, als würde man sie gerade bei ihren alltäglichen Verrichtungen beobachten – untermalt von ihren Gesprächen und Diskussionen, als würde man durch einen belebten Haushalt wandern. Mit sehr viel Liebe zum Detail wird da das Leben in der mittelalterlichen Burg nachgestellt. Michael entlieh sich von einem Rüstungsschmied einen frisch reparierten Helm, der zwar schwer was hermachte, aber irgendwie offenbar nicht ganz einfach in der Benutzung war:

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Mein Vater mischte sich so gut unters Burgvolk, dass man im ersten Augenblick nicht erkannte, dass er nicht auch aus Wachs ist. (Oder ist das einfach seine perfekte Haut?)

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Ein weiteres Highlight war die mittelalterliche Latrine, die von Michael getestet wurde. Ein Blick unter den Toilettendeckel gewährt einen Blick auf den Fluss, der unter der Burg entlangfließt.

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Das nächste Ereignis auf unserer Tour war eine Führung in einem weiteren Teil des Schlosses. Ein sehr enthusiastischer junger Mann mit einem Tablet-PC weihte uns in alle Geheimnisse und die Historie des Gemäuers ein. Unter den dargebotenen Gegenständen befanden sich ein beeindruckender Büfetttisch, der in einem Stück aus einem gewaltigen Baumstamm herausgeschnitzt worden war, und zahlreiche (passend gemachte) Originalgemälde von Anthony van Dyck sowie riesige handgeknüpfte (und später ebenfalls passend gemachte) Bilderteppiche aus Delft. Die Besitzer müssen so unglaublich reich gewesen sein, dass es ihnen schlicht egal war, wieviel Mühe in diesen Kunstwerken steckte.

Weiter ging es zum Guy’s Tower, einem Teil der Verteidigungsanlage. Man erreicht die Aussichtsplattform über eine schwindlig machende enge Wendeltreppe, die einem endlos erscheint, aber deren Erklimmung durchaus der Mühe wert ist, denn oben wird man mit einem einzigartigen Ausblick über Warwick belohnt.

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Wir setzten unsere Erkundungstour an der Wassermühle fort. Vor dort kann man direkt ins Land der Riesen hinüberschauen und sich vorstellen, Gulliver persönlich werde sogleich zwischen den Blättern des Riesenrhabarbers hervortreten.

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Die Mühle mahlte ursprünglich jahrhundertelang Getreide (und ermöglichte dem Müller seinen branchenüblichen Nebenverdienst als Aalfänger), wurde aber im 19. Jahrhundert für die Erzeugung von Strom aufgerüstet, so dass sogar fließend warmes Wasser verfügbar war. Nachdem wir uns an der herrischen Ausbilderin für Dienstpersonal vorbei geschlichen hatten, begegneten wir auf dem Weg zur Trebuchet-Vorführung dann auch noch dem an der Wassermühle beschäftigten Schornsteinfegerjungen.

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Das Trebuchet von Warwick ist, wie ich bereits schrieb, voll funktionsfähig und im Eintrittspreis mit inbegriffen ist eine Vorführung desselben. Zwei seitlich angebrachte Laufräder dienen dazu, das Gewicht anzuheben und damit die Schleuder zu spannen. Die wackeren Verteidiger, die das ganze Geschehen kommentierten, zündeten zuletzt noch das Geschoss an und lösten dann das Trebuchet aus, das den lodernden Feuerball in hohem Bogen den angreifenden Truppen entgegen schleuderte – beeindruckend, sowas mal nicht nur auf der Leinwand zu sehen.

Wer nach all diesen Attraktionen noch nicht genug und auch noch Geld locker hat, kann sich außerdem noch ins Dungeon begeben, mit seiner Tochter in den Princess Tower gehen oder sich in die geheimen Räume des Schlosses führen lassen.

Bei Ritters zu Haus