Wohnungssuche

[Maus] Es war ein ereignisreiches Wochenende, und ich habe soviel zu berichten, dass ich noch nicht weiß, ob es vielleicht in den nächsten Tagen eine Fortsetzung geben wird.

Die ganze Woche über war ich immer wieder damit beschäftigt, Besichtigungstermine für Wohnungen und Häuser zu vereinbaren, weil ich Michael gern dabei haben wollte. Solche Entscheidungen allein zu treffen gefällt mir nicht.

Die erste Besichtigung war schnell für Samstag Morgen vereinbart. Es handelte sich um eine 2-Schlafzimmer-Wohnung in Chapelfields. Der nächste Telefonanruf endete zwar ohne einen Termin zur Besichtigung, aber verlief trotzdem sehr erfreulich. Nachdem ich mich am Telefon vorgestellt hatte, sagte die Dame am anderen Ende „Sprechen Sie Deutsch?“, was ich verdutzt mit „Ja!“ beantwortete. Die nette Dame namens Dagmar teilte mir dann allerdings mit, dass sie das angebotene Haus bereits vermietet hätte. Sie fragte mich dann aber auch noch, ob Sie sich meine Nummer notieren dürfte, um sich bei mir zu melden, sobald eines ihrer anderen Häuser frei würde.

Den zweiten Besichtigungstermin musste ich dann über E-Mail organisieren, was glücklicherweise auch noch vor dem Wochenende klappte, und für den Sonntag hatte ich auch noch eine Besichtigung organisiert.

Wir hatten also viel vor. Doch das war noch nicht alles. Der erste Besuch kündigte sich auch für dieses Wochenende an und ich freute mich riesig, dass mich Mark und René hier besuchen kommen wollten. Da sie nichts dagegen hatten, uns zu unseren Besichtigungen zu begleiten, sind wir also zu viert losgezogen.

Um 10:30 Uhr holten wir die beiden vom Bahnhof ab und gingen zu besagter erster Wohnung. Der vordere Teil des Hauses war ein massives Stahlbetonwerk und sah beeindruckend aus. Ein Anbau, der die Wohnung enthielt, war in einem ähnlichen Stil gebaut, aber natürlich wesentlich jünger. Die Wohnung gefiel uns, alles schlicht und modern gehalten und in relativ gutem Zustand. Auch Mark, der sicher schon einiges gesehen hat, stimmte uns zu.

Aber natürlich schaut man sich nicht nur eine Wohnung an. Da wir noch Zeit bis zur nächsten Besichtigung hatten, zeigte ich René und Mark erst einmal meine Bude. Sie ist natürlich nicht beeindruckend, aber immerhin konnte jeder bequem sitzen.

Als nächstes wollten wir uns ein 3-Schlafzimmer-Haus anschauen, das in Earlsdon steht. Da wir ein wenig zu früh vor Ort waren, haben wir uns noch ein wenig umgeschaut und Mark entdeckte eine Katze, die sogleich ein wenig schmusen wollte. Michael lockte sich diese Katze ebenfalls an, um sie zu streicheln, und die Katze war so nett, sich mit einem herzhaften Biss in seine Hand zu bedanken. Ich mache mir seitdem Sorgen, dass sich das entzündet und ihm die Hand abfault. Blödes Viech. Zum Glück sieht es heute gar nicht mehr so schlimm aus. Er ist also mit einer blauen Hand davongekommen. Und das, nachdem er sich erst ein Wochenende vorher einen Stock gegen den Kopf schmeißen ließ. Ich glaube, er versucht gerade krampfhaft, meinen Narbenrekord zu brechen.

Mit blutender und zerkratzter Hand gingen wir also zum nächsten Besichtigungstermin. Ich weiß gar nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Abgewohnt, ungepflegt, kalt, hässlich? Ja, alles. Der Makler wollte uns dann gleich noch das Nachbarhaus zeigen, das unmöbliert war, im Gegensatz zum ersten Haus. Man konnte sich also besser seine eigenen Möbel vorstellen. Ich wollte das nur nicht. Ich war nicht beeindruckt. Der Makler meinte, wenn wir noch Interesse hätten, würde er uns noch ein drittes Haus zeigen, das nicht weit weg sei. Er würde nur noch eine Besichtigung machen und dann den Schlüssel für dieses Haus besorgen.

Wir gingen derweil einen kleinen Snack essen und trafen uns dann mit ihm in einem kleinen Häuschen, nicht viel schöner als die letzten beiden, aber man könnte sich vorstellen, dass man es sich schön einrichten könnte.

Da wir aber bereits die Wohnung, die wir zuerst gesehen hatten, überzeugend fanden, fielen alle drei Häuser durch. Keine Chance, dass wir dort einziehen. Aber der Tag war noch jung nach all den Besichtigungen. Wir sind noch einmal kurz zu mir gegangen, um die Prospekte dazulassen und was Wärmeres anzuziehen. Und wer sitzt da im Garten und mampft? Richtig, Bijous reicher englischer Onkel. Der kommt mich jetzt wohl täglich besuchen.

Wir unternahmen anschließend einen kleinen Ausflug nach Kenilworth — in der Hoffnung, noch die Schlossruine besichtigen zu können. Leider hatten sie schon geschlossen, und so blieb uns nichts anderes, als einen Runde um das Gelände zu drehen. Es ist sehr sehenswert und mit Sicherheit werde ich hierhin noch ein paar Ausflüge unternehmen.

Nach einer Erfrischung in dem Pub, in dem ich schon mit meinen Kolleginnen war, sind wir mit dem Bus zurückgefahren und haben uns noch einen netten und köstlichen Abend im „The Royal Bengal“ gegönnt. Mark hat wieder sehr gut ausgewählt — mir hat sogar das Lamm vorzüglich gemundet.

Heute war dann unser vorerst letzter gebuchter Besichtigungstermin. Diesmal nicht in Earlsdon, sondern oberhalb von Chapelfields. Wir versprachen uns nicht viel davon, da wir von diesem Haus bis dahin nur die Frontansicht kannten. Da es aber auf OpenRent angeboten wurde, gaben wir dem Haus eine Chance, denn immerhin mietet man da nicht über einen Makler, sondern direkt vom Vermieter.

Schon, als wir davorstanden, waren wir uns einig, dass uns das Haus gefällt und es einen gepflegten Eindruck machte. Doch drinnen kam die richtige Überraschung. Es öffnete uns eine Dame mittleren Alters, die uns mitteilte, ihre Schwester (diejenige, mit der ich den Termin vereinbart hatte) wäre zwar noch nicht da, aber wir könnten uns ruhig schon umschauen. Was wir sahen, war einen kleine Baustelle, denn es wurde gerade alles neu gemacht. Die Wände waren gestrichen, viele Steckdosen neu eingebaut, der Boden neu gemacht, die Fenster sind doppelt verglast, in den unteren beiden Räumen hatten sie zwei nagelneue Gasfeuerstellen eingebaut, die Küche ist neu und mit Waschmaschine, Geschirrspüler, Kühlschrank, Gasherd und Backöfen ausgestattet. Es gibt einen kleinen Garten mit einem Außenklo und zwei große Schlafzimmer, ein kleines Zimmer und ein Badezimmer in der oberen Etage. Kurz: ein Traumhaus.

Als Sahnehäubchen obendrauf gab es selbstgebackenen Kuchen und Tee und ein Schwätzchen mit zwei sehr unterschiedlichen, aber sehr herzlichen Schwestern. Wenn die beiden uns als Mieter wollen, ziehen wir im April dort ein. Ich könnte nicht glücklicher sein. 🙂

Wohnungssuche

Besuch vom Osterhasen?

[Maus] Heute Morgen, als ich frische Luft in meine Bude ließ, habe ich etwas Flauschiges in meinem Garten entdeckt. Da saß doch tatsächlich ein Kaninchen und mümmelte Gras. Ich war schon drauf und dran den kleinen Kerl zu fangen, denn ich glaube eigentlich nicht, dass der ein wildes Stadtkaninchen war. Aber als ich ein paar Schritte in Richtung Häschen ging, hopste es ein wenig von mir weg.

Ich hoffe das kleine Kerlchen, das übrigens vom Aussehen her ein naher Verwandter von Bijou (mein eigenes Kaninchen) sein könnte, findet seinen Weg nach Hause oder wird von einem Menschen eingefangen.

Mein alter Herr (Bijou) hat am 15. März Geburtstag und wird dann 11 Jahre alt. Ich freue mich schon auf seinen Umzug zu mir.

Besuch vom Osterhasen?

Heiter bis sonnig

[Maus] An diesem Wochenende war mal wieder Michael bei mir, und er hat mir einiges mitgebracht. Neben vier Flaschen Rotwein waren auch seine wasserdichten Stiefel dabei, die einem hier das Leben versüßen können. Es hat in den vergangenen zwei Wochen ja immer wieder mal geregnet, weswegen der Boden ziemlich matschig und die Pfützen kleine Seen sind. Mit den wasserdichten Stiefeln, die wir uns eigentlich mal für unsere Geocaching-Ausflüge gekauft haben, brauchen wir weder auf Matsch noch auf Pfützen achten, sondern können einfach losmarschieren. Bei dem herrlichen Sonnenschein an diesem Wochenende haben wir das natürlich auch getan. Normalerweise habe ich sonst nur zum Aufwachen und auf dem Weg zur Arbeit Sonne gehabt, was ja im Grunde genommen reicht, denn ich bin ja bis es dunkel wird im Institut. Aber dieses Wochenende war es fast durchgehend sonnig. 🙂

Heute waren wir im War Memorial Park, der ursprünglich mal an den ersten Weltkrieg erinnern sollte, aber nun auch den zweiten Weltkrieg mit einschließt. Dort lag ein riesiger umgestürzter Baum, der sich aufgrund seiner relativ oberflächlichen Verwurzelung, dem matschigen Boden und den stürmischen Tagen einfach nicht mehr halten konnte. Das war sehr beeindruckend. Offenbar handelte es sich hierbei um einen Flachwurzler. Ich schätze, das ist eine Fichte, aber Bäume sind mir ein Rätsel und ich rate nur wild herum.

Doch weiter zu den Dingen, die Michael aus seinem Koffer gezaubert hat. Ich habe jetzt ein kleines Heizkissen und eine wärmende Kamelhaardecke hier, die man sich praktischerweise auch noch zu einem aparten Überwurf zusammenknüppern kann. Außerdem ist es in meiner Bude überhaupt nicht mehr eisig. In dieser Woche wurde es ja jeden Tag ein wenig kühler, bis ich am Donnerstag Abend nur noch 17°C hatte und meinen eigenen Atem sehen konnte. Ich rief also kurzerhand John — meinen Vermieter — an, der gleich nebenan wohnt. Glücklicherweise wollte er schon in zwanzig Minuten rüber kommen. Doch eine Stunde später war er leider immer noch nicht da. Ich rief ein zweites Mal an und binnen 30 Sekunden war er da: ein freundlicher strubbeliger älterer Herr, der erstaunlich gut zu seiner chaotischen, aber freundlichen, Tochter Claire passt. Er brachte den Boiler wieder in Gang, und ich besorgte mir am Samstag für eventuelle zukünftige Ausfälle eine kleine Konvektionsheizung. Und nun ist es kuschelig warm.

Hier in Coventry habe ich noch keinen Laden gefunden, der Saturn oder Media Markt ähneln würde. Stattdessen habe ich einen Laden namens Argos gefunden. Dort habe ich meine Heizung gekauft — und das war echt spannend. Da gab es Computer und Kataloge, die dazu dienten, sich das gewünschte Produkt auszusuchen. Jedes Produkt hat eine Nummer, die man sich notiert und die man dann entweder an einer herkömmlichen Kasse, einem Cash-Automaten oder einem Kartenautomaten bezahlt oder zur Ansicht bestellt. Dann bekommt man eine Wartenummer und setzt sich in den Wartebereich bis die Nummer aufgerufen wird. Und das war es schon. Hat nur fünf Minuten gedauert und man wird kaum zu Impulsivkäufen animiert. Es steht ja nirgends etwas herum. Da ich Shopping ja eigentlich nicht besonders amüsant finde, ist dieser Laden wie für mich gemacht. Rein, bestellen, bezahlen, Artikel bekommen und wieder raus.

An diesem Wochenende konnten wir außerdem eine Menge nützlicher Dinge für Micha erledigen. Am Samstag war die erste Aufgabe, ein Konto für ihn zu eröffnen. Ich hatte ihm die Lloyds Bank vorgeschlagen, weil sie meine erste Wahl gewesen wäre und ich gern wissen wollte, ob sie tatsächlich für jeden, der seine Identität entsprechend nachweisen kann, ein Konto eröffnen. Ja, sie tun es — und unser freundlicher Bankberater versuchte mich auch gleich noch zu überreden, zu ihnen umzuziehen. Das werde ich tun, wenn mein erstes Gehalt auf meinem anderen Konto eingegangen ist.

Zweite Aufgabe: eine Pay-as-you-go-SIM für Micha. Eine extrem gelangweilte junge Frau gab ihm knappe Auskünfte über das, was er bekommen kann, schrieb ihm ein paar kryptische Ratschläge auf, und wir mussten dann erst einmal herausfinden, in welcher Reihenfolge alles geschehen sollte. Sie hatte uns auch gewarnt, alles in der richtigen Reihenfolge zu tun, da sonst ein Pfund von dem Top-Up-Betrag (ähnelt unseren Prepaid-Aufladungen) abgezogen wird und er dann den gewählten Tarif nicht nutzen kann. Nachdem wir alles wie beschrieben getan hatten, war das Pfund abgezogen. Wie wir später feststellten, waren wir zu schnell und hätten eine Bestätigung abwarten müssen. Top-Up geht nicht mit deutscher Kreditkarte, und daher hatten wir nun endlich einen Grund, mal mit dem Bus zu fahren — denn der einzige mir bekannte Laden, der zu dieser Uhrzeit noch geöffnet war, war der Tesco-Superstore an der Uni. Da haben wir Micha auch noch so ein kleines Billighandy, wie ich es für meine deutsche SIM-Karte habe, gekauft. Nun kann er endlich in England das Unterwegs-Internet nutzen.

Auf dem Rückweg sind wir dann ins City Arms gegangen. Das ist ein Pub hier in Earlsdon, das sehr gut besucht war. Micha holte für uns an der Bar ein Ale (für ihn), ein Cider (für mich) und bestellte uns zweimal prämierte Würstchen mit Kartoffelbrei, Erbsen und einer Zwiebel-Rotweinsoße. Man könnte sagen, alles zusammen für einen sagenhaft günstigen Preis (für englische Verhältnisse) und dazu auch noch richtig lecker. Die Unterhaltung gibt es gratis. Vor allem die Frauen sind eine Augenweide. 😀 Wer auch immer zu besucht kommt, wird uns wohl mal hierhin begleiten müssen.

Heiter bis sonnig

Shopping

[Maus] Ich hasse Shopping. Aber es muss manchmal sein. Leider fehlen in meiner Unterkunft einige Dinge, die ich für dringend notwendig halte. So fehlte hier in meiner Eisbude vor allem eine Kuscheldecke für mein Sofa. Ein Trip zu einem bekannten Möbelhaus sollte dieses Problem heute lösen. Einmal dort bin ich wie im Rausch von Regal zu Regal gepilgert und habe meinen gelben Beutel gefüllt. Nun habe ich neben einer roten Kuscheldecke auch noch eine kleine Pfanne, eine French-Press-Kaffeekanne, eine Kaffeetasse für die Uni, ein scharfes Messer, vier Geschirrtücher, eine Plastikbox für die Mikrowelle und eine vernünftige Klobürste. (Die hier bereits vorhandene Klobürste ist für die Toilette ungeeignet und ich habe hier so etwas wie ein Putzfimmel entwickelt.)

Anschließend bin ich in den Coventry Market gegangen — ein Markt, in dem man fast alles kaufen kann. Da habe ich dann auch entdeckt,wo die Engländer ihre Oma-Gardinen herbekommen. Ich konnte sogar ein Pärchen in meinem Alter beobachten, das sich gerade eine dieser hübsch-hässlichen Gardinen einpacken ließ. In der Mitte des Marktes gibt es sogar ein Kinderkarussell. Ich bin ein paar Mal im Kreis herumgelaufen und habe mal geschaut, was so Angeboten wird, aber ich fühlte mich wie auf einem Polenmarkt und kaufte dann nur ein paar Bananen und zwei Salatherzen. Es ist dort zwar alles billiger, aber auch alles ziemlich heruntergekommen. Die Zukunft wird zeigen, ob ich mich daran gewöhnen kann. Momentan ist dieser Markt die einzige vernünftige Alternative zu dem Super-Tesco.

Voll gepackt mit meinen Einkäufen wollte ich dann noch schnell eine DVD kaufen. Ha! Erstmal einen Laden finden, der so etwas Exotisches verkauft. Eine halbe Stunde Herumirren in der Einkaufspassage von Coventry und ich habe doch tatsächlich einen Laden gefunden, der ausschließlich DVDs und Blu-Rays verkauft. Die DVD, die ich haben wollte, ist die zweite Staffel von „Ripper Street„. Einsortiert war sie unter Drama. Ich habe trotzdem nur zehn Minuten gebraucht, um sie zu finden.

Wieder zu Hause haben ich den ziemlich stürmischen Tag dazu genutzt, um zu putzen. Das ist ein wenig zu einem Hobby ausgeartet, das ich ganz bald mal durch ein richtiges Hobby austauschen sollte. Aber meine Eisbude ist auch zu klein, um darin nicht ständig für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen.

Übrigens: Heute ist es so stürmisch, dass der Wind durchs geschlossene Fenster rein und zum Kamin wieder raus wedelt.

Shopping

Ein Pub in Kenilworth

[Maus] Mir hängt dieser Papierkram hier zum Halse raus. Ich dachte noch vor meiner Abreise, wie schön es wird von Bürokratenhausen nach England zu ziehen. Da habe ich mich unglücklicherweise ein wenig verschätzt. Ich muss einen Personalfragebogen, ein Rentenversicherungsformular, mehrere Seiten Bankkontoantragsformulare und zu guter Letzt auch noch einen Haufen Formulare zum Thema Sicherheit ausfüllen. Nicht zu vergessen sind: das Formular, um die National Insurance Number zu beantragen, und das Registrierungsformular für meinen General Practitioner (auf Deutsch: Hausarzt). Das alles will ich bis spätestens Ende nächster Woche hinter mir lassen. Die Chancen stehen gut; die Hälfte ist schon abgearbeitet.

Ich habe jetzt ein britisches Bankkonto. Meine Karten und PINs bekomme ich nach Hause geschickt. Auf meine Anfrage hin, ob ich das alles auch in der Filiale abholen könnte, fragte die Dame von der Bank ganz erschrocken, ob es sich bei der angegebenen Adresse denn nicht um meine private Adresse handeln würde. Sie hatte wohl Angst, dass ich falsche Angaben bezüglich meines Aufenthaltsortes gemacht haben könnte. Nun wird eben ganz persönliche und streng geheime Post auf meinen geteilten Fußabtreter gelegt. Zum Glück ist auf meinem Konto noch kein Geld, so dass es mir momentan wenigstens egal sein kann. Schon merkwürdig, so ganz ohne Briefkasten zu leben.

Die junge Frau, die mich letztens auf dem Unicampus ansprach, entpuppte sich übrigens gestern Morgen als eine meiner Mitbewohnerinnen. Ich bin gemütlich zum Bus getrödelt (beeilen macht hier sowieso keinen Sinn, weil der Bus entweder fährt oder eben nicht), da sehe ich die junge Frau an der Bushaltestelle stehen. Neben ihr eine zweite junge Frau. Als ich bei ihnen bin, werde ich von der Ersten gefragt, ob ich auch in 48 Broadway wohne, was ich bejahte. Tja, und dann stellten sich die beiden als meine Mitbewohnerinnen vor. Der einzige Mann in unserem Haus ist ein älterer Herr, dem ich heute das erste Mal über den Weg gelaufen bin.

Gestern war ich ziemlich spät zu Hause, deswegen gab es auch keinen Eintrag mehr. Ich hatte mich schon am Dienstag mit zwei Kolleginnen verabredet in einen Pub zu gehen. Es hat lange gedauert, bis die beiden sich entschieden hatten, wohin wir gehen aber das letzte Wort hatte dann wohl meine deutsche Kollegin, die nämlich keine Lust hatte, nicht mehr von Coventry aus nach Hause zu kommen. Wir waren also in Kenilworth im Pub (fünf Minuten von dort wohnt meine Kollegin) und wir anderen hatten dann den langen Heimweg.

Der Pub war eigentlich ganz nett, aber es waren (an einem Donnerstagabend) fast alle Tische reserviert. Ein freier Katzentisch hat sich dann aber doch noch gefunden. Die Mädels (eine Spanierin, eine Italienerin und eine Deutsche) wollten sich Wein bestellen, und ich wollte mich gern anschließen. Allerdings wollten sie sich einen Merlot bestellen, der noch nicht einmal der günstigste Wein war. Glücklicherweise konnte ich sie zu einem Cabernet Sauvignon überreden, den wir zu jeweils einem Burger genossen. Der Burger und die dazugehörigen Pommes und Zwiebelringe kamen natürlich wieder besonders salzarm daher. Wann ist mein Überlebenswerkzeug endlich da?

Für den Rückweg mussten wir pünktlich an der Bushaltestelle stehen, denn der Bus fährt um diese Uhrzeit nur noch ein Mal in der Stunde. Die Spanierin, die auch mit uns im Pub war und nach Leamington musste, kam kurz nachdem sie zu ihrer Bushaltestelle gegangen war, wieder zurück, weil ihr Bus schon weg war. Wir hatten Glück und haben unseren Bus trotz italienischer Gelassenheit noch erwischt, dafür habe ich dank nicht angesagter Bushaltestellen und beschlagener Scheiben meine Bushaltestelle verpasst und durfte dann vom Bahnhof Coventry nach Hause marschieren.

Nächste Woche wird es schon viel besser gehen. Ich werde mir einen kuschelige Sofadecke zulegen, damit ich wegen der Kälte nicht mehr schon um 21 Uhr ins Bett muss und der Papierkram ist dann hoffentlich auch erledigt.

Ein Pub in Kenilworth

There and back again

[Maus] Ach ja, viel zu tun im neuen Zuhause. Aber zunächst einmal will ich von meiner Reise berichten. Wie Michael schon beschrieben hat, bin ich mit einem 22,6 kg schweren Koffer und einem prall gefüllten Rucksack angereist. So langsam stelle ich auch fest, was hier alles nützlich gewesen wäre. Ein scharfes Messer zum Beispiel. Aber davon später mehr. Mein Flug war im Durchschnitt recht angenehm, aber 10 Minuten nach Abflug gab es einen gewaltigen Ruck, der einige meiner wenigen Mitreisenden hörbar erschreckte. Ich klammerte mich einige Sekunden an meinen Armlehnen fest und konnte ein leises Aufstöhnen, als meine Zähne aufeinander schlugen, nicht mehr unterdrücken. Glücklicherweise war dieser Augenblick so schneller vorbei als eine Achterbahnfahrt, und ich wurde nur noch ab und an leicht durch gerüttelt. Als ich bei ruhigerer Wetterlage mein Portomonnaie aus meiner Jackentasche holen wollte, war mein gesamter Kram bis ans andere Ende des Faches gerutscht. Wäre der Flieger voll gewesen, wäre das nicht passiert.

Bei der Landung gab es auch noch mal eine Schrecksekunde. In dem Augenblick als ich den Boden erblicken konnte, setzte das Flugzeug schon auf. Der reinste Suppenkessel in Birmingham und das Wetter … Micha hat ja schon davon berichtet.

Beim Einrichten in meiner vorübergehenden Unterkunft sind mir gleich am ersten Abend eine Menge Dinge aufgefallen, die nicht meinem deutschen Standard entsprechen. Das Schlimmste für mich ist der Dreck. Eigentlich ist es nicht furchtbar dreckig, aber es ist nicht mein Dreck. Also mussten wir am ersten Nachmittag zunächst mal Putzmittel kaufen und ich habe ein wenig den Kalk weg geschrubbt. Aber wir hatten auch noch eine Minzepflanze mit etwas mehr als drei Blättern hier herumstehen und eine Plastikflasche mit abgeschnittenem Hals, aber ohne erkennbare Funktion. Ach ja, den Kühlschrank habe ich einmal gründlich ausgewischt.

Hier ist es auch staubig. Die Wollmäuse hängen hier von der Decke herunter. Dieses Problem werde ich im Laufe der nächsten Tage lösen. Vielleicht stelle ich eine Wollmausfalle auf. Mal sehen. Es ist hier auch ziemlich kühl. Ich habe hier in der Wohnung immer zwei Pullover an und kuschelige Hausschuhe. Wenn man sich einige Bewohner dieser Gegend anschaut, muss man sich auch nicht über diese unterkühlte Unterkunft wundern. Am Flughafen habe ich jemanden in kurzer Hose und ohne Schuhe gesehen. Als Einzelfall betrachtet, könnte man meinen, es war ein Verrückter unterwegs, aber ich habe hier in Coventry schon drei Herren ohne Jacken und nur im T-Shirt angetroffen. Ich gewöhne mich ja vielleicht noch an das Seeklima.

Heute wollten wir dann extra früh aufstehen, damit wir genug Zeit für alle anstehenden Erledigungen haben. Ich war schon vor dem Weckerklingeln wach, weil unsere Mitbewohner offenbar schon aus den Federn gesprungen waren. Es ist hier sehr hellhörig. Gestern konnten wir zuhören, wie eine junge Frau ziemlich lange telefoniert hat. Ich glaube, sie wohnt direkt über mir; ich habe sie Trampeltier getauft. Wahrscheinlich läuft sie ganz normal in ihrem Zimmer von einer Ecke in die andere, aber es klingt, als würde sie eine neue Choreographie einstudieren. Kurz nach dem Aufstehen wollte ich dann meine Kamera startklar machen. Nach der Formatierung der Karte wollte die Kamera diese dann nicht mehr erkennen. Mein erster kleiner Wutausbruch folgte. Das zweite Ärgernis des Tages ließ nicht lange auf sich warten. Die einzigen beiden Schüsseln in dieser Wohnung sind eigentlich zu klein für alles außer ein paar Nüsschen oder Gummibärchen. Wir wollten aber Porridge zum Frühstück essen. Solches, was man in der Mikrowelle zubereiten kann. Ein englisches Frühstück mit gebackenen Bohnen, Pilzen, Würstchen usw. werde ich mir hier auch nicht zubereiten können. Ich habe nur zwei Herdplatten, und aus einem mir nicht bekannten Grund schalten die sich jeweils nach 15 Minuten Benutzung aus. Ich rate mal ins Blaue hinein, dass es sich dabei um eine Sicherheitsabschaltung handelt, für den Fall, dass man vergessen hat, sie auszuschalten. Nervig ist das alle Mal, da das auch immer mit lautem Piepen angekündigt wird. Die Mikrowelle ist auch so ein nerviger Piepser. Alles wird mit Piepsen quittiert. Alles.

Nachdem ich das Kameraproblem auf später verschoben hatte, sind wir dann wieder ins Zentrum des „Dorfes“ marschiert. Ich brauchte ja ganz dringend eine englische Telefonnummer. Das Unkomplizierteste ist eine sogenannte „Pay as you go“ SIM Card. Auf Deutsch eine Prepaid-SIM-Karte. Komisch, dass der deutsche Begriff, obwohl er englisch ist, für mich mehr Sinn ergibt. Die SIM Card haben wir in einem T-Mobile/Orange/EE-Shop gekauft. Ich bekomme für £10 100 Minuten Telefonieren, 400 SMS und 1 GB Daten. Ein gutes Angebot.

Danach sind wir zu IKEA rüberspaziert. Hier ist alles nur einen Katzensprung voneinander entfernt. Daher kommt wahrscheinlich auch unser Eindruck, bei Coventry handele es sich in Wahrheit um ein Dorf. Den Speckgürtel haben wir uns allerdings noch nicht angeschaut.  Angekommen im IKEA haben wir jeweils eine Portion „Swedish Meatballs“ verputzt. Schade, das die Dinger hier nicht auch Köttbullar heißen. Die Engländer mögen ja vielleicht kein ausländisch?  Ach ja, Kaffee haben wir auch getrunken, aber  eigentlich sah er weder danach aus, noch hatte er die Wirkung von Kaffee. Egal, wir müssen uns eben anpassen und vielleicht zu Tee wechseln, der darf nämlich so aussehen.

Gekauft haben wir dann: zwei Geschirrtücher (ich weiß nicht, wieso, aber sowas wurde hier in der Wohnung offenbar noch nie benutzt), zwei große Schüsseln für Porridge aus der Mikrowelle, zwei tiefe Teller (für Nudeln mit Tomatensoße, die es gestern von flachen Tellern gab) und zwei ordentlich große Kaffepötte (oh Kaffee wäre jetzt schön — Micha?). Unsere Einkäufe brachten wir nach Hause und nach einer kurzen Kaffeepause sind wir dann mal Richtung Uni losgezogen. Letztlich haben wir eine 10-km-Runde gedreht, bei der wir auch einen Abstecher zum Tesco Superstore gemacht haben.

Das Erlebnis des Tages war die Abkürzung, die wir auf dem Rückweg ausprobiert haben. Die führte uns am „Canley Ford“ entlang. Das Problem mit diesem wirklich zauberhaften Pfad war die Dunkelheit und das viele Wasser. Aber es war immerhin eine echte Abkürzung, die bei schönem Wetter sehr zu empfehlen ist.

There and back again

Landfall

[Mych] Der Flug aus Frankfurt ist ruhig — nur zwischendurch gibt’s zwei- oder dreimal für ein paar Minuten etwas Ruckelei. Die letzte halbe Stunde vor dem Landeanflug fliegen wir offenbar durch eine massive Nebelbank: gleichförmiges, diffuses Hellgrau in alle Richtungen, und das Flugzeug liegt so ruhig in der Luft, als sei es am Himmel festgenagelt. Erst Momente vor dem Aufsetzen kann ich schemenhaft Dinge auf dem Grund erkennen. Minuten später stehen wir am Gate und warten darauf, rausgelassen zu werden. Und ich weiß immer noch nicht, wie Birmingham von oben aussieht.

Hinter dem Ausgang wartet Judith schon auf mich. Ihr Flug aus Berlin war schon drei Stunden früher angekommen, und sie hat die Wartezeit irgendwie am Flughafen totgeschlagen. Gemeinsam gehen wir den Schildern nach in Richtung der „AirLink“-Verbindung zum Bahnhof, die sich als vollautomatisierte, unbemannte Einschienenbahn herausstellt. Die Fahrt dauert nur drei Minuten. Schade eigentlich; die Aufzugmusik da drin war so nett.

Am Bahnhof kauft Judith für uns beide Bahnfahrkarten nach Coventry — für ganze £2.20 pro Person; meine Nahverkehrsfahrkarte in Frankfurt zum Flughafen war teurer gewesen. Allerdings soll ja auch die Reise von Birmingham nach Coventry kürzer ausfallen als meine vom Stadtrand Frankfurt zum Flughafen Frankfurt. Ein Zug ist uns gerade vor der Nase weggefahren, aber der nächste kommt schon ein paar Minuten später. Judith wuchtet ihren knapp unter 23 Kilo schweren Rucksack-Trolley die steilen Einstiegsstufen hoch. Wir machen uns nicht die Mühe, uns Sitzplätze zu suchen; nicht für 9 Minuten Fahrtzeit.

Auch in Coventry regnet es in Strömen. Wir haben noch genug Zeit bis zum vereinbarten Treffen mit Judiths neuen Vermietern; unter anderen Umständen wären wir wahrscheinlich gelaufen, aber bei diesem Wetter nehmen wir lieber ein Taxi. Fragen tun sich auf: Sollten wir hierzulande in das Taxi am vorderen Ende der Schlange einsteigen? Und: Wo ist das vordere Ende der Taxischlange? Während wir noch mit unseren interkulturellen Unsicherheiten hadern, hupt uns der uns am nächsten stehende Taxifahrer an und bedeutet uns, einzusteigen. Ich suche sowas wie eine Kofferraumklappe am Heck des Fahrzeugs, aber vergebens: Das Taxi besteht aus einem Drittel Fahrerkabine, zwei Drittel Fahrgastraum (mit genug Platz für all unser Gepäck), und null Prozent Kofferraum.

Judith nennt die Adresse. Das Taxi vor uns in der Schlange und seine kompliziert einsteigenden Fahrgäste werden von unserem Fahrer mit routinierter Verärgerung kommentiert, dann umschifft er sie einfach und es geht los. Wegen der beschlagenen Scheiben im Fahrgastraum können wir gar nicht so viel nach draußen schauen, aber die Fahrt dauert auch nur wenige Minuten. Ich übergebe dem Fahrer eine £5-Note aus Judiths Geldbörse (inklusive Trinkgeld) durch die Durchreiche zur Fahrerkabine. Der Fahrer bedankt sich nett („Thank you very much indeed!„) und fährt im Regen davon.

Judith hat sich dem Wetter angemessen ausgestattet und hat eine regendichte Kapuze — ich habe meine natürlich zu Hause gelassen und flüchte in den winzigen, unverschlossenen Windfang des Hauses, das wir als das richtige ausgemacht haben. Es gibt keinen erkennbaren Klingelknopf, also klopfe ich laut gegen die Holztür. Nichts tut sich. Ich versuche es ein weiteres Mal. Judith kramt derweil die Rufnummer von Claire, ihrer Vermieterin, heraus und erreicht sie tatsächlich. Ein kurzes und etwas verwirrtes Telefonat entspannt sich, aber jedenfalls will Claire „in einer Minute“ da sein.

Es dauert länger als 60 Sekunden, aber tatsächlich taucht kurz darauf ein Minibus mit einer jungen Frau am Steuer auf, der in der Einfahrt hält. Was ich auf den ersten Blick für ein grünes Kopftuch halte, sind ihre Haare. Sie kommt uns mit einem freundlichen Grinsen entgegen, begrüßt uns fröhlich und schließt uns die Vordertüre auf.

Der enge, verwinkelte Flur führt an einer anderen Wohnungstür vorbei (offensichtlich des Appartments in Richtung Straße) und mündet in der Tür zu Judiths neuer Unterkunft. Während sie uns durchs Haus führt, entschuldigt sich Claire gut gelaunt für ihre staubigen Klamotten — sie käme gerade von der Baustelle eines anderen Hauses. Heute ziehen noch drei andere Leute bei ihr ein. Im Flur hängt ein ausgedruckter Zettel mit den Namen der Mietgäste, und Claire erzählt über jeden von ihnen ein bisschen was. In einer der Wohnungen in der oberen Etage wohnt der einzige Langzeitgast, Trevor, der übrigens in einem Chor singt.

Hinter Judiths Wohnungstür (die sie übrigens nicht abschließen soll, wenn sie weg geht, wegen der Feuerwehr) finden wir erstmal weitere anderthalb Meter Flur mit Kleiderhaken und der Tür zum Badezimmer. Claire steckt ihren bezopften Kopf ins Bad und freut sich, dass es tatsächlich gereinigt worden ist.

Durch die Tür am Ende des Mini-Flurs kommen wir dann endlich in den Schlaf-, Wohn-, Koch- und Essbereich: Ein Raum von ungefähr 20 Quadratmetern, die vorderen zwei Drittel mit dickem Teppichboden ausgelegt, das hintere Drittel (abtrennbar mit einem bodenlangen Vorhang) ist die Küche mit einem runden Esstisch in der Ecke. Im Wohnbereich steht ein breites Bett und eine Doppelcouch mit einem netten, niedrigen Couchtisch davor. Auf der Kommode auf der anderen Wandseite steht eine Blumenvase mit einem weißen synthetischen Blumenstrauß und ein possierlicher kleiner Flachbildfernseher von etwa DIN-A4-Ausmaßen. Direkt daneben lässt sich etwas erkennen, was wohl einmal ein Kamin gewesen sein muss, aber die davor geschraubte Pressspanplatte unterbindet weitere Benutzung. Ähnlicher handwerklicher Charme findet sich noch an einigen anderen Stellen in der Wohnung: Die Mittelbefestigung der Gardinenstange in der Mitte des Raums ist ein bisschen asymmetrisch mit einem unbehandelten Stück gehobelter Baumarktlatte mit drei Spaxen in die Decke geschraubt; und die weiße Wandbemalung der (mit einem Blumenmotiv texturierten) Tapete im Küchenbereich lässt ihre ursprüngliche Farbe — hellblau, wie im Wohnbereich — deutlich durchschimmern.

Claire weist auf den sehr schönen Ausblick durch die Terrassentür auf den Garten hin — naja, hm, sicherlich noch sehr viel schöner, wenn’s nicht gerade in Strömen regnet, gibt sie zu. Da steht seitlich eine kleine Holzbank, die bei besserem Wetter (und höheren Temperaturen) zum Verweilen einlädt. Auf dem Rasen befindet sich ein Klettergerüst aus bunt lackiertem Metallrohr und ein kleines Trampolin, in das jemand ein Loch gehüpft hat. Claire zaubert von irgendwoher den Papierkram hervor. Judiths Miete war schon zuvor vereinbart; mein Zusatzbeitrag sollte eigentlich £25 pro Woche betragen, aber da ich ja in diesem Monat nur an zwei Wochenenden da sein werde, ist Claire mit dem einfachen Betrag völlig zufrieden. Schlüssel werden übergeben — gegen £5 Schlüsselpfand, das wohl höchstens den schieren Wiederbeschaffungswert abdecken dürfte; offensichtlich verschwinden Schlüssel regelmäßig mal in alle Ecken der Welt, weil sie versehentlich von ausziehenden Mietern mitgenommen werden. Die gemeinsame Vordertür des Hauses darf nur zugezogen, nicht abgeschlossen werden, denn man kann den von außen verschlossenen Riegel von innen nicht öffnen. Gut zu wissen.

Die nächsten anderthalb Stunden verbringt Judith damit, ihren Koffer explodieren zu lassen. Nachdem die T-Shirts in der Vitrine deponiert sind (ein Kleiderschrank existiert nicht), der Fotokalender über dem Kamin aufgehängt wurde, die laut tickende elektrische Analoguhr zum Schweigen gebracht und das WLAN auf diversen Endgeräten eingerichtet wurde, fühlt sich die Wohnung schon fast wie ein Zuhause an.

Landfall