[Maus] Es war ein ereignisreiches Wochenende, und ich habe soviel zu berichten, dass ich noch nicht weiß, ob es vielleicht in den nächsten Tagen eine Fortsetzung geben wird.
Die ganze Woche über war ich immer wieder damit beschäftigt, Besichtigungstermine für Wohnungen und Häuser zu vereinbaren, weil ich Michael gern dabei haben wollte. Solche Entscheidungen allein zu treffen gefällt mir nicht.
Die erste Besichtigung war schnell für Samstag Morgen vereinbart. Es handelte sich um eine 2-Schlafzimmer-Wohnung in Chapelfields. Der nächste Telefonanruf endete zwar ohne einen Termin zur Besichtigung, aber verlief trotzdem sehr erfreulich. Nachdem ich mich am Telefon vorgestellt hatte, sagte die Dame am anderen Ende „Sprechen Sie Deutsch?“, was ich verdutzt mit „Ja!“ beantwortete. Die nette Dame namens Dagmar teilte mir dann allerdings mit, dass sie das angebotene Haus bereits vermietet hätte. Sie fragte mich dann aber auch noch, ob Sie sich meine Nummer notieren dürfte, um sich bei mir zu melden, sobald eines ihrer anderen Häuser frei würde.
Den zweiten Besichtigungstermin musste ich dann über E-Mail organisieren, was glücklicherweise auch noch vor dem Wochenende klappte, und für den Sonntag hatte ich auch noch eine Besichtigung organisiert.
Wir hatten also viel vor. Doch das war noch nicht alles. Der erste Besuch kündigte sich auch für dieses Wochenende an und ich freute mich riesig, dass mich Mark und René hier besuchen kommen wollten. Da sie nichts dagegen hatten, uns zu unseren Besichtigungen zu begleiten, sind wir also zu viert losgezogen.
Um 10:30 Uhr holten wir die beiden vom Bahnhof ab und gingen zu besagter erster Wohnung. Der vordere Teil des Hauses war ein massives Stahlbetonwerk und sah beeindruckend aus. Ein Anbau, der die Wohnung enthielt, war in einem ähnlichen Stil gebaut, aber natürlich wesentlich jünger. Die Wohnung gefiel uns, alles schlicht und modern gehalten und in relativ gutem Zustand. Auch Mark, der sicher schon einiges gesehen hat, stimmte uns zu.
Aber natürlich schaut man sich nicht nur eine Wohnung an. Da wir noch Zeit bis zur nächsten Besichtigung hatten, zeigte ich René und Mark erst einmal meine Bude. Sie ist natürlich nicht beeindruckend, aber immerhin konnte jeder bequem sitzen.
Als nächstes wollten wir uns ein 3-Schlafzimmer-Haus anschauen, das in Earlsdon steht. Da wir ein wenig zu früh vor Ort waren, haben wir uns noch ein wenig umgeschaut und Mark entdeckte eine Katze, die sogleich ein wenig schmusen wollte. Michael lockte sich diese Katze ebenfalls an, um sie zu streicheln, und die Katze war so nett, sich mit einem herzhaften Biss in seine Hand zu bedanken. Ich mache mir seitdem Sorgen, dass sich das entzündet und ihm die Hand abfault. Blödes Viech. Zum Glück sieht es heute gar nicht mehr so schlimm aus. Er ist also mit einer blauen Hand davongekommen. Und das, nachdem er sich erst ein Wochenende vorher einen Stock gegen den Kopf schmeißen ließ. Ich glaube, er versucht gerade krampfhaft, meinen Narbenrekord zu brechen.
Mit blutender und zerkratzter Hand gingen wir also zum nächsten Besichtigungstermin. Ich weiß gar nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Abgewohnt, ungepflegt, kalt, hässlich? Ja, alles. Der Makler wollte uns dann gleich noch das Nachbarhaus zeigen, das unmöbliert war, im Gegensatz zum ersten Haus. Man konnte sich also besser seine eigenen Möbel vorstellen. Ich wollte das nur nicht. Ich war nicht beeindruckt. Der Makler meinte, wenn wir noch Interesse hätten, würde er uns noch ein drittes Haus zeigen, das nicht weit weg sei. Er würde nur noch eine Besichtigung machen und dann den Schlüssel für dieses Haus besorgen.
Wir gingen derweil einen kleinen Snack essen und trafen uns dann mit ihm in einem kleinen Häuschen, nicht viel schöner als die letzten beiden, aber man könnte sich vorstellen, dass man es sich schön einrichten könnte.
Da wir aber bereits die Wohnung, die wir zuerst gesehen hatten, überzeugend fanden, fielen alle drei Häuser durch. Keine Chance, dass wir dort einziehen. Aber der Tag war noch jung nach all den Besichtigungen. Wir sind noch einmal kurz zu mir gegangen, um die Prospekte dazulassen und was Wärmeres anzuziehen. Und wer sitzt da im Garten und mampft? Richtig, Bijous reicher englischer Onkel. Der kommt mich jetzt wohl täglich besuchen.
Wir unternahmen anschließend einen kleinen Ausflug nach Kenilworth — in der Hoffnung, noch die Schlossruine besichtigen zu können. Leider hatten sie schon geschlossen, und so blieb uns nichts anderes, als einen Runde um das Gelände zu drehen. Es ist sehr sehenswert und mit Sicherheit werde ich hierhin noch ein paar Ausflüge unternehmen.
Nach einer Erfrischung in dem Pub, in dem ich schon mit meinen Kolleginnen war, sind wir mit dem Bus zurückgefahren und haben uns noch einen netten und köstlichen Abend im „The Royal Bengal“ gegönnt. Mark hat wieder sehr gut ausgewählt — mir hat sogar das Lamm vorzüglich gemundet.
Heute war dann unser vorerst letzter gebuchter Besichtigungstermin. Diesmal nicht in Earlsdon, sondern oberhalb von Chapelfields. Wir versprachen uns nicht viel davon, da wir von diesem Haus bis dahin nur die Frontansicht kannten. Da es aber auf OpenRent angeboten wurde, gaben wir dem Haus eine Chance, denn immerhin mietet man da nicht über einen Makler, sondern direkt vom Vermieter.
Schon, als wir davorstanden, waren wir uns einig, dass uns das Haus gefällt und es einen gepflegten Eindruck machte. Doch drinnen kam die richtige Überraschung. Es öffnete uns eine Dame mittleren Alters, die uns mitteilte, ihre Schwester (diejenige, mit der ich den Termin vereinbart hatte) wäre zwar noch nicht da, aber wir könnten uns ruhig schon umschauen. Was wir sahen, war einen kleine Baustelle, denn es wurde gerade alles neu gemacht. Die Wände waren gestrichen, viele Steckdosen neu eingebaut, der Boden neu gemacht, die Fenster sind doppelt verglast, in den unteren beiden Räumen hatten sie zwei nagelneue Gasfeuerstellen eingebaut, die Küche ist neu und mit Waschmaschine, Geschirrspüler, Kühlschrank, Gasherd und Backöfen ausgestattet. Es gibt einen kleinen Garten mit einem Außenklo und zwei große Schlafzimmer, ein kleines Zimmer und ein Badezimmer in der oberen Etage. Kurz: ein Traumhaus.
Als Sahnehäubchen obendrauf gab es selbstgebackenen Kuchen und Tee und ein Schwätzchen mit zwei sehr unterschiedlichen, aber sehr herzlichen Schwestern. Wenn die beiden uns als Mieter wollen, ziehen wir im April dort ein. Ich könnte nicht glücklicher sein. 🙂